Nachgefragt: „Absurd“
■ Weniger Geld für die Arbeitsförderung
Die CDU/FDP-Koalition brütet gerade in Bonn über dem neuen Arbeitsförderungsgesetz (AFRG). Danach soll es den Weiter- und Fortbildungen sowie den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) an den Kragen gehen: Sie sollen um ein Haushaltsdrittel gekürzt werden. Bremer Beschäfigungsträger und Arbeitssenator Uwe Beckmeyer laden deshalb am Montag zu einer Tagung ein. Wir sprachen über das AFRG mit Katja Barloschky, Geschäftsführerin des Verbandes Bremer Beschäftigungsträger.
taz: Trifft die Reform Bremen besonders hart?
Katja Barloschky, Geschäftsführerin des Verbandes Bremer Beschäftigungsträger: In Bremen wird mit ABM sowie Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen versucht, den Arbeitsmarkt ein Stück weit zu entlasten – also Arbeitslosigkeit zu mindern und Menschen die Chance zu geben, aus dem Teufelskreis herauszutreten. Dieser Gesetzentwurf hat aber zur Folge, daß in Bremen deutlich weniger Geld ankommen würde.
Welche Personenkreise fallen womöglich zuerst raus?
Aus unserer Sicht wird der Druck auf diejenigen wachsen, die ohnehin am Rand stehen. Leute, die lange arbeitslos waren, werden die ersten Opfer dieser Politik sein.
Führen denn solche Maßnahmen überhaupt langfristig zur Wiedereingliederung auf dem Arbeitsmarkt?
Fortbildungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen vermitteln durchschnittlich etwa 30 bis 35 Prozent der Menschen direkt. Das ist aber ja nur ein Effekt. Der andere ist die soziale und persönliche Stabilisierung. Der dritte ist, daß die Menschen über einen gewissen Zeitraum aus der Ar-mutsfalle raus sind. Wenn alle diese drei Dinge wegfallen, hat das für Bremen natürlich die Konsequenz, daß die notwendigen Ausgaben für die Sozialhilfe steigen werden.
Aber da wird ja auch schon ordentlich geschraubt.
Das stimmt. Aber einer der Kerngedanken des Gesetzentwurfes ist die weitere Kommunalisierung der Arbeitslosigkeit. Damit wird die Verantwortung des Bundes auf die Kommunen und die Arbeitslosen selber übertragen. Frei nach dem Motto: Jeder ist selber schuld. Beides ist angesichts der strukturellen Ursachen von Arbeitslosigkeit absurd. Wir sind dafür, daß sich die Bremer Landesregierung im Bundesrat deutlich gegen dieses Gesetz ausspricht.
Fragen: kat
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen