Nachgefragt: Kahrs: Ich muß sparen
■ Kleine Gy - Klassen im Sek-1 zu teuer
taz: Können Sie erwarten, daß Lehrer und Elternvertreter sich noch für die Autonomie ihrer Schule engagieren, wenn dann plötzlich von oben so ein Ukas kommt: Zwei Schulzentren sollen zusammengelegt werden?
Bringfriede Kahrs, Bildungssenatorin: Ich begreife, daß die Beteiligten betroffen sind über eine politische Entscheidung, die nicht im Vorfeld mit ihnen beredet worden ist. Auf der anderen Seite ist Autonomie nach der Definition des Schulverwaltungsgesetzes nicht das Recht für Schulkonferenzen, über Strukturen zu entscheiden. Und hier geht es um eine Strukturentscheidung. Informell ist mit den Schulleitern Kontakt gehalten worden. Es war ein politischer Kompromiß mit der CDU ...
Wenn es im Vorfeld eine öffentliche Beratung gegeben hätte, dann hätten Sie ja im Sinne Ihres Papieres vom November 1996 sagen müssen: Zusammenlegung von zwei Schulzentren finde ich falsch, weil das unüberschaubare Großsysteme gibt ...
Ich finde es unvertretbar, wenn es im Sek-1-Bereich eine Separation gibt in HR-Schule und Gy-Schule. Das galt es zu verhindern, das wird auch verhindert nach meiner Überzeugung. Es ist ja noch nicht ausgestanden. Unser vorsichtiger Versuch damals, zu einem Kompromiß zu kommen, besagte: Es soll Kooperation geben, zwei Schulen führen die Gy-Abteilungen gemeinsam. Wir hatten darüber geredet, ein Reißverschlußverfahren zu machen, siebter Jahrgang an dem einen Standort, achter an dem anderen. Das Schulzentrum sollte so in den Gebäuden gesichert werden. Das ist verworfen worden, auch von der CDU. Nun ist die Zusammenlegung der Schulorganisation herausgekommen. Der Einspareffekt ist in beiden Fällen der gleiche und eigentlich zu vernachlässigen.
Was wird gespart?
Die Funktionsstellen jeweils einer Schulleitung und 16 Lehrerwochenstunden.
Wieso das?
Da geht es um die zweite Fremdsprache. Bei einer einzügigen Gy-Abteilung muß für die zweite Fremdsprache die Klasse in Halbgruppen aufgeteilt werden, die eine Häfte lernt Französisch und die andere Spanisch, zum Beispiel. Wenn an dem einen Standort Französisch unterrichtet wird, an dem anderen Spanisch, dann ist keine Halbgruppe mehr erforderlich.
Wer Spanisch wählen will, muß dann die Klasse in dem einen Schulgebäude anwählen?
Ja. Diese 16 Stunden werden dann gespart und eventuell die drei Funktionsstellen der einen Schulleitung.
Nun kann ein Schulleiter ein Schulzentrum mit über tausend Kindern in zwei Gebäuden kaum überblicken.
Ob sie das nun überblicken können oder nicht, das muß man mal sehen. Es ist kompliziert, ich gebe das zu. Es muß Übergangslösungen geben, weil die Schulleitungen ja nun im Amt sind, und die bleiben auch Schulleiter. Da muß mittelfristig geguckt werden, wo gibt es Fluktuation.
Mittelfristig gibt es auch neue Bürgerschaftswahlen und vielleicht andere politische Kompromisse.
Natürlich. So ist das.
Nun soll auch die Kienbaum-Gruppe die Bremer Schulen auf Effizienz hin untersuchen.
Ja. Das war Auftrag des Koalitionsvertrages, die Effizienz des Lehrereinsatz extern zu überprüfen. Die CDU behauptet, wir würden hier ein überteures Lehrersystem unterhalten. Ich glaube das nicht. Wenn das einmal extern überprüft wird, ist das für alle Beteiligten hilfreich. Wir haben den Gutachterauftrag formuliert, der Findungsausschuß hat sich für Kienbaum entschieden. Int.: K.W.
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