: Nachdenken über Deutschland
■ Eine Veranstaltung in der Westberliner Akademie mit Autoren aus der Bundesrepublik und der DDR
Berlin (adn) Zuhören, Toleranz lernen, dabei sein schlußfolgerten die Beteiligten nach einem abendlichen „Nachdenken über Deutschland“ in der Westberliner Akademie der Künste am Sonntag. Der Einladung der beiden Kunstakademien Berlins waren Volker Braun, Christoph Hein und Wolfgang Kohlhaase aus der DDR gefolgt, aus der BRD nahmen Peter Härtling, Egon Monk sowie Walter Jens als Gesprächsleiter teil.
In dem polemisch geführten Gedankenaustausch berichteten die Autoren aus Ost und West über Erfahrungen und Beobachtungen des Versuchs, in der DDR demokratische Prozesse in Ganz zu setzen und zu gestalten. In beiden Deutschlands, sagte Peter Härtling, sei der Traum von einer deutschen Republik noch längst nicht verwirklicht - nicht dort, wo „Deutschland, einig Vaterland“ geschrieen werde, und nicht dort, wo man über die polnische Westgrenze (hinweg) philosophiere. „Die Schwierigkeit für uns, die wir hier sitzen, ist, daß wir beider geteilte Geschichte ungeteilt und genau erzählen müssen.“
Den Mangel an Demokratie, der noch immer den Andersdenkenden als politischen Feind einordne und die vertane Chance, statt Anschluß eine Vereienigung mit der BRD zu erreichen, beklagte Christoph Hein. Europäische Dimensionen faßte Volker Braun ins Auge. In einer Zeit, wo in Europa alles auf Entstaatlichung dränge, richte sich die Einheit Deutschlands auf die Dimension Vaterland. „Das istr eine Pein, alös würde man immer ärmer werden.“ Gleiches empfinde er bei der Beobachtung, wie sich gerade erlernte Demokratie in die Obhut der anderen flüchte. Die DDR, die Ostzone in der stalinistischen Zwangsjacke, habe sich autark, störfrei entwickeln wollen, doch das sei ein Systemfehler gewesen, analysierte er.
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