Nach der Fukushima-Katastrophe: Erstes AKW in Japan wieder am Netz
Während Tepco eingesteht, dass es vermutlich länger dauern wird, bis die Atomanlage Fukushima wieder unter Kontrolle ist, geht auf der Nordinsel Hakkaido erstmals wieder ein AKW ans Netz.
TOKIO afp/rtr | Erstmals nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat die Regierung des Landes die Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Betriebs eines Atomreaktors genehmigt. Reaktor 3 der Atomanlage Tomari auf der Nordinsel Hokkaido nahm am Mittwoch wieder den vollen Betrieb auf, nachdem die Behörden dafür grünes Licht gegeben hatten, wie der Betreiber Hokkaido Electric Power (Hepco) mitteilte. Während in der Atomanlage Tomari der Reaktor wieder ans Netz ging, meldete der Atombetreiber Tokyo Electric Power Co (Tepco), dass das im März havarierte AKW Fukushima auch im kommenden Jahr noch nicht unter Kontrolle gebracht sein könnte.
Die sogenannte kalte Abschaltung drohe sich zu verzögern, teilte Tepco am Mittwoch mit. Bei einer kalten Abschaltung sollte der Reaktordruckbehälter soweit abgekühlt sein, dass kein Kühlwasser mehr verdampft. Als Grund für die Verzögerung führt Tepco an, dass die Dekontaminierung des hochgradig radioaktiven Wassers in der Anlage länger dauere als ursprünglich angenommen. Daher sei die eigentlich bis Ende des Jahres anvisierte Stabilisierung des AKW möglicherweise nicht zu schaffen.
Seit der Katastrophe vom 11. März sind fast drei Viertel aller 54 japanischen Atomreaktoren nicht in Betrieb, die meisten von ihnen für Sicherheitschecks oder zur Wartung. Eine wachsende Zahl Japaner ist dagegen, die Anlagen wieder ans Netz zu nehmen, insbesondere in Gemeinden in der Umgebung der Anlagen.
Alle Sicherheitstests bestanden
Auf der Nordinsel Hokkaido hatte die Gouverneurin Harumi Takahashi nach Gesprächen mit Vertretern von vier Gemeinden in der Umgebung der Atomanlage Tomari erklärt, sie habe "keine Einwände" gegen eine Genehmigung der Rückkehr des Reaktors 3 zum vollen wirtschaftlichen Betrieb. Daraufhin erließ das zuständige Wirtschaftsministerium ein entsprechendes Zertifikat. Die Behörden hatten vergangene Woche erklärt, dass der Reaktor alle Sicherheitstests bestanden habe.
Der Tomari-Reaktor war indes in den vergangen Monaten bereits wieder in Betrieb, offiziell allerdings nur für Tests. Er war von Januar an einer regulären Inspektion unterzogen und am 7. März wieder hochgefahren worden - vier Tage vor dem Erdbeben und dem Tsunami, welche die Katastrophe von Fukushima auslösten.
Regierungschef Naoto Kan hat sich für einen langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. Das Wirtschaftsministerium will die Reaktoren aber wieder ans Netz nehmen, um Engpässe bei der Stromversorgung zu vermeiden. Vor der Katastrophe vom 11. März stammte rund ein Drittel des japanischen Stroms aus der Atomkraft.
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