Nach dem Kopenhagen-Gipfel: G 20 sollen das Klima retten
Nach dem mageren Ergebnis des Kopenhagener Gipfels fordern Experten neue Verhandlungsstrukturen. Die 20 wichtigsten Staaten als Teilnehmer würden ausreichen.
Als Konsequenz aus dem Scheitern des Kopenhagener Gipfels fordern nun Experten einen neuen Rahmen für die Klimaverhandlungen. Die 15. UN-Klimakonferenz in der dänischen Hauptstadt könnte womöglich die letzte ihrer Art gewesen sein, denn dieses Format stieß an seine Grenzen: 45.000 akkreditierte Teilnehmer, gut 120 Staats- und Regierungschefs und am Ende ein mageres Ergebnis.
"Man darf sich nicht wundern, dass in zwei Wochen 192 Länder mit extrem unterschiedlichen Eigeninteressen sich nicht einig sind über die überprüfbaren Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes", sagte der Vizepräsident der Organisation Club of Rome, Eberhard von Körber, am Montag dem Inforadio. Wenn sich die beiden größten Emittenten der Welt, China und die USA, nicht einig sind, müssten die Verhandlungen angesichts des Konsensprinzips bei den UN scheitern.
Am Samstag war die Klimakonferenz lediglich mit einer politischen Absichtserklärung zu Ende gegangen, die zudem vom Plenum nur noch "zur Kenntnis" genommen worden war. Das Papier soll nun Grundlage für die nächste Klimakonferenz Ende 2010 in Mexiko sein. Doch bislang fehlen in der Erklärung sämtliche Ziele zur Minderung des Treibhausgasausstoßes; selbst das Ziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, wird nur indirekt mit einem Verweis an die Wissenschaft erwähnt.
"Man muss sich fragen, ob eine mögliche Folgekonferenz in der Lage sein wird, die Lösung zu bringen", sagte der Vizepräsident des Wuppertal Instituts, Manfred Fischedick, der taz. "Ich glaube nicht mehr daran." Eine neue Möglichkeit sieht er darin, die Klimapolitik in einer kleineren Gruppe, etwa der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) und fünf bis sechs kleineren Staaten zu verhandeln. "Es stimmt zwar, dass die ärmeren Länder dann eine geringere Rolle spielen würden, auch in der Weltöffentlichkeit. Wenn man aber in einer kleineren Gruppe schneller vorankommt, wäre das besser, als wenn nichts zustande kommt".
Auch von Körber ist der Meinung, man solle nicht versuchen, die Interessen von 192 Ländern auf einen Nenner zu bringen. "Es genügt, wenn diejenigen, die 90 Prozent des CO2-Emissionen zu verantworten haben, sich einig sind. Und das sind die G-20-Länder." Der Chefökonom des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, sagte der Berliner Zeitung: "Die Gipfel müssten schlanker werden." Die Mischung aus "Kirchentag-Happening und Verhandlungen" sei nicht zielführend.
Fischedick vom Wuppertal Institut kritisiert zudem das Auftreten der Vereinten Nationen in Kopenhagen: "Die UN haben nicht die allerrühmlichste Rolle gespielt." Generalsekretär Ban Ki Moon hätte deutlich schärfer betonen müssen, worum es ging. "Das war relativ schwach."
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