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Archiv-Artikel

Nach dem Hype

Gendertheorie, Jahrhundertgeschichte, Familiensaga: Jeffrey Eugenides liest heute im Abaton aus „Middlesex“

Im Fall Jeffrey Eugenides, dessen zweiter Roman Middlesex für einiges Aufsehen sorgte, geht die feuilletonistische Rede vom Sensationsautor eigentlich schon länger, als besagtes Prachtstück von einem Roman – die deutsche Ausgabe umfasst 730 Seiten – überhaupt vorlag. Ihre Lautstärke hat spätestens mit Eugenides‘ Pulitzerpreis nochmal zugenommen, und so dürfte der Wahlberliner nicht länger ausschließlich in einem Atemzug mit seinem bekannteren Kollegen und Freund Jonathan Franzen genannt werden.

Zum Buch, aus dem Eugenides heute im – wahrscheinlich – ausverkauften Abaton liest, ist allerorts Wesentliches gesagt, anzumerken wäre: Überwinden Sie, gegebenenfalls, Ihre Scheu vor Büchern, die in Bestsellerlisten auftauchen. Middlesex ist im besten Sinne ein konservativer Roman, wo er bei allem vermeintlich postmodernen Hakenschlagen, Abschweifen und Wieder-auf-den-Punkt-Kommen nie die Bedürfnisse des Lesers, oder besser gesagt: eines breiten Querschnitts des Lesepublikums, aus den Augen verliert.

Wer im geistesgeschichtlichen Dauerbrennerduell Natur vs. Kultur – hier: genetische Vorgabe oder soziale Prägung? – die Oberhand behält, was das mit Gendertheorie und Hermaphrodismus, aber auch europäischer Großmachtpolitik im frühen (oder dem Niedergang des klassischen US-Kapitalismus im späten) 20. Jahrhundert zu tun hat, erfahren Sie so nur hier. ALEXANDER DIEHL

Lesung aus „Middlesex“: heute, 20 Uhr; im Anschluss Einführung in „The Virgin Suicides“; „The Virgin Suicides“ (dt. Fassung): 22.30 Uhr, Abaton