: Nach Zinsmoratorium: Bankaktien purzeln
■ Vor allem die Werte des größten Gläubigerinstituts Citibank sind betroffen
Berlin (dpa/taz) - Der Beschluß Brasiliens vom Freitag, seine Zinszahlungen an seine internationalen Gläubigerbanken für mindestens 90 Tage einzustellen (taz v. 21.2.), hat zum Wochenbeginn in den USA einen starken Rückgang der Bankaktien bewirkt. Die Ankündigung Argentiniens, es seinem Nachbarn möglicherweise gleichzutun (ebenso wie die venezolanische Solidaritätsadresse an beide Länder), dürfte in dieselbe Richtung wirken. Brasilien ist mit 108 Milliarden Dollar nach den USA das am zweitstärksten verschuldete Land der Welt. Es schuldet etwa 600 internationalen Banken 81 Milliarden Dollar. Davon entfallen 24 Milliarden auf US–amerikanische Kreditinstitute. Die Aktien der Citibank fielen am Montag an der New Yorker Börse Wall Street um über drei Punkte auf den Indexwert von 58. Bereits am Freitag, als die ersten Berichte aus Brasilien kamen, waren sie um knapp einen Punkt gefallen. Die Bank ist mit 4,7 Milliarden Dollar der größte Gläubiger Brasiliens. Andere Banken litten unter ähnlichen Kursverlusten. Auch die Londoner Börse verzeichnete allgemeine Kurseinbrüche, wobei die Bankenwerte am stärksten betroffen waren. Der Financial–Times–Index fiel um insgesamt 10,1 Punkte auf 1.556. Auch an der Frankfurter Aktienbörse „überschatteten“ die schwachen Bankaktien, insbesondere der Deutschen Bank, am Montag den gesamten Markt. Schon bei Verkäufen relativ kleiner Aktienposten purzelten die Kurse vorübergehend beträchtlich, der Markt war recht „nervös“. Daß die Kurse auch in der Bundesrepublik purzelten, liegt indes nicht nur an den Drohgebärden der südamerikanischen Länder. Ganz offenbar trauen die Aktienhändler den Teilnehmerstaaten der Währungskonferenz vom Wochenende nicht zu, daß sie den Dollarkurs in seiner Talfahrt auch tatsächlich bremsen können. Die Chancen auf dem vom Dollar beherrschten Weltmarkt werden also für die bundesdeutsche Exportwirtschaft weiter sinken. ulk
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