Nach Überfall in der U-Bahn: Bayern will Straftäter ausweisen
Zwei Jugendliche haben einen Rentner brutal zusammengeschlagen - jetzt will Bayerns Innenminister Herrmann den türkischen Täter ausweisen. Und fordert höhere Strafen für Gewaltverbechen
HAMBURG ap/taz Nach dem brutalen Überfall auf einen Rentner in einer Münchner U-Bahn-Station hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ein hartes Vorgehen gegen die Täter angekündigt. "Wenn es rechtlich möglich ist, werden wir den türkischen Straftäter ausweisen", sagte der Politiker der Bild-Zeitung. "Bei dem anderen haben wir keine Handhabe, weil er EU-Bürger ist."
Gegen die zwei mutmaßlichen Täter ist Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Das teilte ein Polizeisprecher in München am Montag mit.
Der Rentner erlitt einen mehrfachen Schädelbruch. Er hatte die rauchenden Männer zuvor in der U-Bahn gebeten, ihre Zigaretten auszumachen. Der 76-Jährige wurde in der Nacht zum Freitag im Zwischengeschoss einer U-Bahnstation von zwei jungen Männern angegriffen, zu Boden geschlagen und getreten. Sie trafen den Kopf des alten Mannes mehrfach. Einer der Täter soll dabei sogar Anlauf genommen und so kräftig gegen den Kopf des Mannes getreten haben, dass er anschließend humpelte. Nach dem Überfall raubten die beiden Männer dem Opfer seinen Rucksack.
Zuvor soll der Rentner laut Polizeiangaben in dem U-Bahn-Waggon von den beiden als "Scheiß Deutscher" beschimpft und bespuckt worden sein, als dieser darum bat, die Zigaretten auszumachen. Der Rentner soll anschließend aufgestanden sein und sich im Waggon weiter nach vorne begeben haben. Von den 15 bis 20 weiteren Fahrgästen soll sich laut Polizei niemand eingemischt haben.
Der Hinweis eines Polizeibeamten, der die Aufzeichnung der Kamera gesehen hatte, führte am Sonntag zur Identifizierung eines 20-jährigen Türken. Bei seiner Vernehmung gab er an, dass der mutmaßliche Mittäter ein 17-jähriger Grieche sei. Auch dieser konnte festgenommen werden.
Bayerns Innenminister Herrmann bemängelte zudem, dass die Justiz bei früheren Straftaten zu milde mit den beiden geständigen Tätern umgegangen sei. "Die beiden hätten längst hinter Schloss und Riegel gehört. Bloß weil es sich um Jugendliche handelt, können wir nicht so nachsichtig sein", sagte er. "Wir müssen die Bevölkerung vor solchen Gewalttätern schützen."
Auch die CDU-Innenexpertin Kristina Köhler sprach sich gegen ein hartes Vorgehen gegen jugendliche Gewalttäter aus. "Dieser erschütternde Fall belegt: Wir brauchen dringend Mittel und Wege, um jugendliche Intensivtäter aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie jemanden fast totschlagen", sagte sie.
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