Nach Skiunfall von Ministerpräsident: Thüringens CDU verneint Plan B
Was, wenn Ministerpräsident Althaus nicht ins Amt zurückkehrt? Offiziell erwägt niemand in der CDU diese Möglichkeit. Doch intern beginnt die Nachfolgersuche.
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Ministerpräsident Dieter Althaus ist nach seinem Skiunfall noch nicht vernehmungsfähig, aber schon mit Schadensersatzforderungen konfrontiert. Thüringens pensionierter Exministerpräsident Bernhard Vogel steht vor einem Comeback als emsiger Wahlkämpfer.
Kein Wunder, dass zu Beginn des Wahljahres Spekulationen ins Kraut schießen, ob die Thüringer CDU nicht doch über Alternativen zu Althaus nachdenke. Für den Fall nämlich, dass ihr Spitzenkandidat und Ministerpräsident physisch und psychisch nicht rechtzeitig wiederhergestellt ist - oder in einem Prozess wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wird. "Es gibt keinen Plan B", erklärt Landesgeschäftsführer Andreas Minschke jedoch zum wiederholten Mal.
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Mike Mohring, hatte gegenüber der Leipziger Volkszeitung bestätigt, dass Bernhard Vogel "jeden Wahlkreis im Freistaat" besuchen werde. Althaus Amtsvorgänger habe sogar angeboten, "noch mehr zu tun". Das sei "ein völlig normaler Vorgang", schraubt Landesgeschäftsführer Minschke die Nachricht herunter. Gespräche mit Vogel gebe es seit dem vergangenen Sommer. Seine Wahlkampftermine wurden am 13. Dezember abgesprochen, also vor dem Skiunfall des Ministerpräsidenten in den österreichischen Alpen. Es sei "völlig abwegig", an eine Rückkehr des 2003 abgetretenen Bernhard Vogel oder an andere personelle Alternativen zu denken, so Minschke.
Nach seiner Verlegung in die Jenaer Universitätsklinik befindet sich Althaus zwar physisch auf dem Weg der Besserung. Er leidet jedoch an den Folgen des Schädel-Hirn-Traumas und zeigt Gedächtnisschwächen. Althaus hat zwar inzwischen vom Tod seiner Unfallgegnerin erfahren, wird aber sonst weitgehend von der Öffentlichkeit und von Mediennachrichten abgeschirmt. Der Anwalt der betroffenen Familie kündigte bereits Schadensersatzforderungen an. Anfang Februar wird die Staatsanwaltschaft Leoben in Österreich entscheiden, ob sie Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhebt.
In Spitzenkreisen der Thüringer Union demonstriert man angesichts des Zeitplanes 2009 jedoch Gelassenheit und erwartet die rechtzeitige Rückkehr des Spitzenkandidaten. Die CDU-Landesliste wird erst am 14. März beschlossen, der Programm- und Wahlparteitag findet im Mai statt. Wegen der erst am 5. August endenden Sommerferien war ohnehin nur ein kurzer Wahlkampf bis zum 30. August geplant, in dem Althaus auch seine Landestour absolvieren wollte.
Denn der Wahlkampf ist spätestens seit seiner 100-Prozent-Nominierung im November ganz auf ihn zugeschnitten. Althaus hat nur wenige enge Vertraute wie Bauminister Gerold Wucherpfennig oder Staatskanzleichef Klaus Zeh, aber auch keinen erkennbaren innerparteilichen Rivalen. Müsste Althaus ersetzt werden, werden die Namen von zwei Damen geflüstert: Sozialministerin Christine Lieberknecht und Landtagspräsidentin Dagmar Schipanski.
Landesgeschäftsführer Minschke glaubt nicht, dass der Skiunfall vom Neujahrstag im August noch die Wahlentscheidung beeinflusst. Althaus Hauptkontrahent Bodo Ramelow von der Linken will die Tragödie auch keinesfalls im Wahlkampf ausschlachten.
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