Nach Sieg über Freiburg: Bayern feiern Robben
Während Fans und Mitspieler den zweifachen Torschützen Arjen Robben feiern, stellt sein Trainer nüchtern fest, dass er schließlich dafür bezahlt werde. Doch der Sieg täuscht über ein schlechtes Spiel hinweg.
MÜNCHEN dpa | Erst der Knaller in Florenz, dann zwei Geschosse gegen Freiburg - Arjen Robben ist für Bayern München Gold wert und hat mit drei wichtigen Toren binnen vier Tagen seine Ablöse von 25 Millionen Euro schon so gut wie zurückbezahlt. "Wir sind glücklich, dass er bei uns ist", stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem mühsamen 2:1 (0:1) gegen den SC Freiburg erleichtert fest.
"Arjen hat die absolute Siegermentalität", feierte Sportdirektor Christian Nerlinger den Hammer-Holländer, der dem deutschen Rekordmeister die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga gerettet hatte. Allein Louis van Gaal dämpfte nach der Robben-Show den Jubel um seinen Landsmann. "Soll ich mich als Trainer bedanken? Ich denke, er wird dafür bezahlt, dass er Tore schießt", grantelte der Bayern-Trainer.
Die Helden von Florenz waren vier Tage nach Einzug ins Champions-League-Viertelfinale müde, auch Robben wachte erst nach der wohl schlechtesten ersten Halbzeit der Bayern dieser Saison auf. Ihnen drohte nach der Führung der Breisgauer durch Cedrick Makiadi (31. Minute) ein herber Rückschlag im Titelkampf. Eine Leistungsexplosion von Spätzünder Robben brachte die Wende in der von Nerlinger als "Knochenbrecher-Spiel" angekündigten Partie. Unhaltbar für den starken SCF-Torwart Simon Pouplin hämmerte er in der 76. Minute einen Freistoß mit 112 km/h zum Ausgleich in die Maschen. Mit "Gefühl und Technik" verwandelte er sieben Minuten später einen Foulelfmeter zum Siegtreffer für die seit 19 Liga-Spielen ungeschlagenen Münchner.
Ganz ohne Schrammen kam Robben nach seinen Saisontoren neun und zehn aber nicht davon. "Er kann auch besser spielen", meckerte Bayern-Boss Rummenigge, der die ersten 45 Minuten seiner Elf am liebsten vergessen hätte: "Keine Einstellung, keine Aggressivität, keine Konzentration." Nach 90 Minuten hieß der verdiente Sieger FC Bayern - schon zum fünften Mal in dieser Spielzeit nach einem 0:1- Rückstand. "Wir haben die Qualität, zurückzukommen und ein Spiel noch zu drehen", betonte Rummenigge, "aber in Zukunft müssen wir solche Spiele vermeiden. Es ist nicht Zeit zum Träumen. Unsere Ziele müssen hart erarbeitet werden."
Bayern München - SC Freiburg 2:1 (0:1)
Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Alaba - van Bommel, Pranjic (71. Timoschtschuk) - Robben, Müller - Olic, Klose
SC Freiburg: Pouplin - Mujdza (75. Williams), Toprak, Butscher, Bastians - Flum (87. Cissé), Schuster - Abdessadki, Makiadi (72. Banovic), Jäger - Idrissou
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Makiadi (31.), 1:1 Robben (76.), 2:1 Robben (83./Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Lahm (1), Müller (2), Pranjic (1) / Abdessadki (3), Banovic (3), Idrissou (5), Toprak (3)
Robben hat sein Ziel schon im Kopf. "Ich will gerne Meister werden", sagte der 26-Jährige, der "natürlich auf alle drei Titel gehen will. Aber die Champions League hat da keine Priorität, da sind Mannschaften wie Manchester oder Barcelona einen Schritt weiter". Auch Rummenigge konzentriert sich auf das Titelrennen mit Schalke 04 als dem vermeintlich schärfsten Konkurrenten, will sich aber diesmal nicht wie im Vorjahr vom VfL Wolfsburg und Trainer Felix Magath abfangen lassen. "Den Felix würde es reizen, uns nochmal zu ärgern, aber das werden wir zu verhindern wissen", betonte der Vorstandschef.
Sportdirektor Nerlinger hob bedeutungsvoll die kommenden drei Wochen mit Spielen in der Bundesliga gegen die Verfolger Schalke und Leverkusen, dem Pokal-Halbfinale gegen Schalke und dem Champions-League-Viertelfinale als "Wochen der Wahrheit" hervor - Kellerkind Freiburg denkt nur an die nächste Partie gegen den FSV Mainz 05. "Da müssen unbedingt drei Punkte her", forderte Kapitän Heiko Butscher. Sein unglückliches Handspiel führte zum Freistoß, den Robben zum 1:1 nutzte - was bei Trainer Robin Dutt für helle Empörung sorgte.
"So einen Freistoß darf man nicht schenken. Ein guter Schiedsrichter bleibt da standhaft, aber dieser Unparteiische ist dem Druck des Publikums erlegen", schimpfte Dutt auf den Stuttgarter Referee Markus Schmidt. Am Auftritt seiner beherzt kämpfenden Elf hatte Dutt nichts zu bemängeln: "Sie hat eine gute Leistung gezeigt, steht aber mit leeren Händen da". Trotz zwölf siegloser Spiele in Serie herrscht im Breisgau noch Hoffnung auf den Klassenverbleib. "Aber es wird ganz, ganz schwer", meinte Torhüter Pouplin.
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