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Nach Scheitern des US-HilfspaketsAngst vor General-Motors-Konkurs

Nach dem geplatzten US-Hilfspaket droht Autobauer General Motors der Konkurs. Autoexperte Dudenhöffer erwartet diesen noch vor Weihnachten.

Protzige Autos, mieser Absatz: General-Motors-Händler in Queens. Bild: dpa

BERLIN/WASHINGTON rtr/dpa/afp/ap Die Bundesregierung steht zu ihrer Zusage, zügig über eine Bundesbürgschaft für den Rüsselsheimer Autobauer Opel zu entscheiden. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte am Freitag: "Wenn das Unternehmen es wünscht, kann bis Weihnachten eine Entscheidung fallen." Das habe Bundeskanzlerin Angela Merkel zugesagt. "Diese Zusage steht", sagte der Sprecher.

Das Hilfspaket für die angeschlagenen US-Autobauer war zuvor im US-Senat gescheitert. Die Situation für den Opel-Mutterkonzern General Motors werde damit schwieriger, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Die europäische General Motors-Tochter teilte in einer Pressemitteilung mit: "Natürlich sind wir sehr enttäuscht über diese Entwicklung."

Trotz des geplatzten Milliardenpakets werde General Motors in Europa wie bisher weiterarbeiten: "Wir sind dabei, unsere Kostenstruktur drastisch zu senken und führen unsere wichtigsten Produktprogramme wie den Insignia fort, um unser Geschäft zu aufrechtzuerhalten", hieß es.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) startete nach dem vorläufigen Scheitern des Hilfspakets für die Autobauer in den USA mit einem deutlichen Minus in den Handel. Der Leitindex der Deutschen Börse verzeichnete am Freitag in der ersten Handelsstunde einen Abschlag von fast 4,5 Prozent und notierte zeitweise bei 4555,70 Punkten. Zuvor hatten bereits die asiatischen Börsen massive Kursverluste verbucht. In Tokio lag der Leitindex Nikkei zeitweise über sieben Prozent im Minus, in Hongkong verloren die Aktien um rund 6,5 Prozent.

General Motors (GM) hat nach einem Pressebericht bereits vor einigen Wochen einige der renommiertesten US-Insolvenzberater und -anwälte engagiert. Diese prüften, ob Gläubigerschutz beantragt werden solle, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf Kreise. Allerdings sei Konzernchef Rick Wagoner bislang zurückhaltend gewesen. Er befürchte, dass ein Gläubigerschutz-Antrag mögliche Autokäufer abschrecke.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer bezeichnete das Scheitern des Hilfspakets für die US-Autoindustrie als "dramatisches Signal". Die Chancen für eine Lösung im neuen Jahr seien "hauchdünn", sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen zu MDR-Info. Es sei damit zu rechnen, dass General Motors noch vor Weihnachten in Konkurs gehe. Auch bei Chrysler sei ein Zusammenbruch wahrscheinlich. "Das wird dann schreckliche Folgen haben für die amerikanische Automobil- und Zulieferindustrie - und natürlich auch Rückwirkungen bei uns in Deutschland und in Europa."

Eine General-Motors-Pleite hätte "spätestens nach einem halben Jahr" auch Anschlusskonkurse bei Opel und allen anderen wichtigen Tochtergesellschaften zur Folge, sagte Dudenhöffer dem Sender. BMW und Mercedes müssten damit rechnen, dass in ihren amerikanischen Werken "die Bänder stillstehen, weil wichtige Zulieferteile ausfallen". Zugleich kämen zusätzliche Risiken auf große deutsche Zulieferer wie Continental oder Bosch zu. "Da gibt's nur Verlierer bei diesem Spiel. Das wird allen wehtun."

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1 Kommentar

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  • RK
    Rüdiger Kalupner+

    Jetzt beginnt die Phase, in der wir 'pathologisch lernen' werden, den Exodus aus der alten Weltordnung des Wachstumszwang-Absolutismus zu wollen. Diesen Exodus freiwillig und mutig zu wagen, war in den beiden vergangenen Jahrzehnten nicht zu ereichen - trotz der Tatsache, dass der Erkenntnisstands über die Inhalte des globalen Evolutionsprojekts (= EPIKUR-Projekt) in die folgende Weltordnung des Kreativen in den Parteispitzen z.B. bei den GRÜNEN, vorlag.

     

    Die öffentliche Diskussion der Steuerungssystem-Innovation für das Globalisierungsprojekt und der evolutionsprozess-logischen Rahmenbedingungen für das Wachstum der menschlichen Fähigkeiten, wurde verweigert, obwohl der chaosphysikalische Teil dieses Projektwissen auswies, dass es sich ist, dass die Standort-Konkurrenz alle Staaten der Welt zwingen wird, sich zu einer globalen Projektgemeinschaft zu vereinigen.

     

    Die Exodus- und Übergangskosten, die nun in größtem Ausmaß auf uns zukommen werden, hätten geringer ausfallen können, wenn in früheren Jahrzehnten (!) einige Personen in politischen Institutionen mutiger gewesen wären, und den Erkenntnisstand in die öffentliche Diskussion einzuführen - z.B. nach meiner zweiseitigen Anzeige in der taz am 26.9.1986 ....