Nach Rettungsversuchen im Golf von Mexiko: US-Regierung fürchtet neues Ölleck

Hat es BP nun geschafft, das Bohrloch im Golf von Mexiko abzudichten? Die US-Regierung zweifelt daran und verlangt von dem Konzern unverzüglich zu klären, ob es ein neues Ölleck gibt.

"Wir müssen sicherstellen, dass kein bleibender Schaden entsteht": Thad Allen, Krisenkoordinator der US-Regierung. Bild: ap

NEW ORLEANS afp | Im Golf von Mexiko sickert möglichweise Öl aus einem neuen Leck im Meeresboden. Der vier Kilometer tiefe Förderschacht des Bohrlochs könnte dem erhöhten Druck nach dem vorübergehenden Verschluss womöglich nicht standgehalten haben, befürchtete die US-Regierung am Sonntag. Krisenkoordinator Thad Allen forderte den britischen Energiekonzern BP in einem Schreiben auf, die Probleme unverzüglich zu untersuchen.

Der Regierung zufolge ergaben die jüngsten Messungen an dem mit einer Abdichtkappe verschlossenen Bohrloch, dass in der Nähe Kohlenwasserstoffe aus dem Meeresboden aufsteigen. Da Kohlenwasserstoffe auch in Rohöl vorkommen, sei dies ein Zeichen für ein mögliches Leck.

Allen verlangte von BP, einen Plan für die schnellstmögliche Öffnung der Abdichtkappe vorzulegen, sollte sich der Ölaustritt bestätigen. Außerdem beklagte er "andere Unregelmäßigkeiten", die bei den jüngsten Belastungstests an der Vorrichtung aufgetreten seien. Einzelheiten nannte er nicht.

BP hatte am Donnerstag die drei Ventile des Abdichtzylinders geschlossen und damit zum ersten Mal seit dem Beginn der Katastrophe vor drei Monaten das Auslaufen des Öls gestoppt. Die derzeit laufenden Tests an der Vorrichtung sollen zeigen, ob das Bohrloch und der Förderschacht dem durch das Verschließen der Ventile entstehenden Druck standhalten.

Allen machte deutlich, dass über die Verlängerung der Belastungstests an der Abdicht-Vorrichtung weiter in 24-Stunden-Schritten entschieden werde. "Wir müssen sicherstellen, dass kein bleibender Schaden entsteht, der ein unkontrolliertes Austreten von Öl aus zahlreichen Stellen im Meeresboden verursachen könnte", warnte er.

Der britische Energiekonzern will nach eigenen Angaben in rund zwei Wochen damit beginnen, das lecke Bohrloch zunächst mit schwerem Bohrschlamm und dann mit Zement zu verschließen. Die dafür nötige Entlastungsbohrung steht offenbar kurz vor dem Durchbruch: Laut BP müssen die Ingenieure noch rund 30 Meter waagerecht bohren, um die Ölquelle zu erreichen.

Mithilfe der neuen Abdichtkappe war ursprünglich vorgesehen, das am Meeresboden in rund 1500 Metern Tiefe austretende Öl vollständig aufzufangen und an Bord von Schiffen an die Oberfläche zu leiten. Dabei würde nach Einschätzung von Experten jedoch zumindest vorübergehend wieder Öl ins Meer fließen.

Die Bohrinsel "Deepwater Horizon" war im April nach einer Explosion gesunken. Bislang strömten Schätzungen der Internationalen Energieagentur zufolge zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl ins Meer. Das entspricht in etwa der neun- bis 17-fachen Menge dessen, was 1989 bei der Ölkatastrophe der Exxon Valdez in Alaska ausgelaufen war.

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