Nach Plagiaten in Doktorarbeit: Koch-Mehrin verzichtet auf Forschung
Ausgerechnet in den Forschungsausschuss des EU-Parlaments sollte sie nach der Plagiatsaffäre aufsteigen. Doch Silvana Koch-Mehrin will nun nicht mehr - und geht in einen anderen Ausschuss.
BERLIN dpa | Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin hat nach deutlicher Kritik deutscher Wissenschaftsorganisationen ihren Rückzug vom Forschungsausschuss des EU-Parlaments verkündet. Koch-Mehrin, der Mitte Juni wegen mehrerer Plagiate der Doktortitel aberkannt worden war, werde in einen anderen Ausschuss wechseln, teilte ein Sprecher der Politikerin am Samstagabend mit.
Zuvor hatte die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland Koch-Mehrin zum Verlassen des Forschungsausschusses aufgefordert. Eine Bagatellisierung von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten beschädige die Reputation der deutschen Forschung, hieß es zur Begründung.
"Silvana Koch-Mehrin nimmt die Äußerungen der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen sehr ernst", teilte ihr Sprecher mit. Deshalb habe sie die Allianz der liberalen Europa-Parteien sowie die FDP-Führung darüber informiert, dass sie ihre Ausschusszugehörigkeit im Europäischen Parlament verändern werde.
Koch-Mehrin war vor zwei Wochen von der Universität Heidelberg der Doktortitel wegen massiver Plagiate aberkannt worden. Nach Verlust ihres Doktortitels war die 40-Jährige dann überraschend Vollmitglied im Forschungs- und Industrieausschuss des EU-Parlaments geworden. Zuvor war sie dort nur stellvertretendes Mitglied gewesen. Koch-Mehrin hatte den Ausschuss-Sitz mit ihrem Parteikollegen Jorgo Chatzimarkakis getauscht, der ebenfalls durch Plagiatsvorwürfe belastet ist.
Die Allianz der großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland erklärte daraufhin am Samstag: "Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten sind alles andere als ein Kavaliersdelikt. Deshalb hält die Allianz es für nicht akzeptabel, wenn Frau Koch-Mehrin im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments Deutschland vertritt."
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist der Zusammenschluss der größten deutschen Forschungsorganisationen. Zur Allianz gehören die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen