Nach Irrfahrt von Flüchtlingsschiff: „Aquarius“ kommt in Spanien an
Das Rettungsschiff „Aquarius“ hat den Hafen von Valencia erreicht. Dort standen 2.320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher.
Italien und Malta hatten sich geweigert, die „Aquarius“ anlegen zu lassen, und damit eine neue Krise in der EU-Flüchtlingspolitik ausgelöst. Schließlich hatte sich Spanien bereit erklärt, die Menschen ins Land zu lassen.
Zuerst traf am Sonntagmorgen das italienische Marineschiff „Dattilo“ in Valencia ein. Es hatte nach Angaben des Roten Kreuzes 247 Flüchtlinge an Bord. Als das Schiff am Hafen anlegte, war an Bord Applaus zu hören. Zunächst gingen Ärzte mit Schutzanzügen auf das Schiff, um die Flüchtlinge untersuchen.
Gut vier Stunden später traf dann auch die „Aquarius“ in Valencia ein. Das italienische Marineschiff „Orione“ soll nach Schätzungen der spanischen Behörden gegen Mittag folgen.
Die Flüchtlinge waren vor einer Woche bei verschiedenen Rettungsaktionen vor der libyschen Küste von der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranée aufgenommen worden. Die Flüchtlinge kamen nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen aus 26 Ländern, darunter neben afrikanischen Ländern auch Afghanistan, Pakistan und Bangladesch.
In Valencia standen 2.320 Helfer bereit, um die Menschen aufzunehmen, darunter 470 Dolmetscher. Am Hafen wurde ein riesiges Plakat mit der Aufschrift „Willkommen zu Hause“ in mehreren Sprachen aufgehängt, darunter Katalanisch und Arabisch. Auch viele freiwillige Helfer kamen zum Hafen. „Die Leute melden sich für alles: Sie wollen übersetzen oder bieten eine Unterkunft an“, sagte der Künstler Johnson Tamayo, der als Freiwilliger beim Roten Kreuz arbeitet.
Mögliche Weiterreise nach Frankreich
Wie die spanische Regierung am Samstag bestätigte, soll ein Teil der Flüchtlinge von der „Aquarius“ nach Frankreich weiterreisen, sofern sie das wollen und die Voraussetzungen für Asyl erfüllen. Frankreich hatte Italiens Weigerung scharf kritisiert, das Hilfsschiff einlaufen zu lassen. Präsident Emmanuel Macron hatte Rom „Zynismus und Verantwortungslosigkeit“ vorgeworfen.
Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte am Samstag seine Ankündigung bekräftigt, Flüchtlings-Hilfsschiffe von Nichtregierungsorganisationen künftig abzuweisen. Die NGOs sollten wissen, „dass Italien nicht länger Komplize beim Geschäft mit der illegalen Einwanderung sein will“, schrieb der Politiker der fremdenfeindlichen Lega-Partei auf Facebook. NGO-Schiffe sollten sich andere Häfen außerhalb Italiens suchen. Er habe diese Entscheidung „als Minister und als Vater zum Wohle aller“ getroffen, erklärte Salvini.
Der Innenminister äußerte sich konkret zu zwei Hilfsschiffen: Die beiden Schiffe „Seefuchs“ und „Lifeline“ warteten vor der libyschen Küste auf ihre „menschliche Fracht, die von den Schleppern zurückgelassen wird“. Beide Schiffe werden von deutschen Seenotrettern berieben: Die „Seefuchs“ ist ein Rettungsschiff der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die „Lifeline“ wird von der Dresdner Organisation Mission Lifeline betrieben.
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