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Nach Bayern-Sieg über HSVNotnagel ist nicht gleich Notnagel

Nach dem 6:0 gegen Hamburg wartet Bayern-Trainer van Gaal vergeblich darauf, dass ihm jemand um den Hals fällt. Da geht es ihm immer noch besser als dem Kollegen Veh.

Küsschen gab's für die Fans, nicht für den Trainer: Thomas Müller nach seinem Treffer zum 5:0. Bild: dapd

MÜNCHEN taz | Sie kamen einfach nicht zu ihm rüber. Dabei waren es doch nur zehn Meter. Aber nein, die Spielertraube um Arjen Robben, den Torschützen zum 2:0, feierte den eher zufällig zustande gekommenen Treffer höchst aufgedreht an der Seitenlinie, doch kein einziger der Bayern-Jubler hatte ein Auge für Louis van Gaal.

Der hatte sich nebenan von der Bank erhoben und wartete nun irgendwie darauf, dass ihm jemand um den Hals fällt. Es kam bloß keiner. Auch egal, angesichts des 6:0 seiner Bayern gegen den Hamburger SV konnte der Noch-Trainer die ausgebliebene Seitenlinienfeier wohl ganz gut verkraften.

Schon vor dem Duell mit Armin Veh, eine der anderen "lame ducks" der Liga, hatte van Gaal Stellung zur neuen Konstellation beim FC Bayern bezogen: "Natürlich ist das eine außergewöhnliche Situation: Ich denke nicht, dass viele Trainer das mitmachen. Das sagt auch etwas über mich." Dass er nach zuletzt drei Niederlagen in Serie sein System in irgendeiner Form umstellen würde, war nicht wirklich zu erwarten gewesen - und er tat es auch nicht, beließ es lediglich mit der ungefähr 74. Variante in der Innenverteidigung: Daniel van Buyten mit Luiz Gustavo.

Ansonsten: alles wie immer. Van Gaal erklärt: "Ich habe auch eine Aufgabe, das Publikum zufriedenzustellen. Ich glaube auch, dass Bayern München in der ganzen Welt sympathisch geworden ist nur wegen dieser Art und Weise zu spielen. Ich werde das nicht so einfach ändern, weil ich denke auch, dass das eine Handschrift eines Trainers ist."

26. Spieltag

Köln - Hannover 4:0

Wolfsburg - Nürnberg 1:2

München - Hamburg 6:0

Hoffenheim - Dortmund 1:0

Kaiserslautern - Freiburg 2:1

Schalke 04 - Frankfurt 2:1

Bremen - Mönchengladbach 1:1

Sonntag, 13.03.2011:

Mainz 05 - Leverkusen 15.30 Uhr

St. Pauli - VfB Stuttgart 17.30 Uhr

***

Tabelle:

1. Dortmund 53:15 (Toe) / 61 (Punkte)

2. Leverkusen 53:34 / 49

3. Hannover 37:36 / 47

4. München 57:33 / 45

5. Mainz 05 41:32 / 43

6. Nürnberg 41:33 / 42

7. SC Freiburg 33:36 / 37

8. Hamburg 37:42 / 37

9. Hoffenheim 42:37 / 36

10. Schalke 31:31 / 33

11. 1. FC Köln 35:43 / 32

12. Bremen 34:52 / 29

13. Kaiserslautern 35:43 / 28

14. Frankfurt 25:36 / 28

15. St. Pauli 27:43 / 28

16. Wolfsburg 30:39 / 26

17. Stuttgart 43:47 / 25

18. Mönchengladb. 38:60 / 23

Die Handschrift, das gewohnte Ballgesichere, wurde allerdings vom ungeduldig werdenden Publikum nach einer halben Stunde mit Pfiffen quittierte. Erst der Adrenalin-Löser von Arjen Robben, das 1:0 in Minute 40, im HSV-Tor eingeschlagen mit Geschwindigkeit 107,7 km/h, ließ die Stimmung kippen. Zu Halbzeit zwei genügen zwei Zahlen: sechs Torschüsse, fünf Treffer. Eine solche Quote hatten die Bayern schon lange nicht mehr.

Davon war beim FC Bayern angesichts des höchsten Saisonsiegs selbstredend nichts mehr zu spüren. Nur Kapitän Philipp Lahm bremste die Jubelarien und meinte, man habe "einen ersten Schritt gemacht. Die Spieler spielen in erster Linie für den Verein und wollen ja auch Champions League spielen".

Louis van Gaal konnte und wollte eine gewisse Genugtuung nicht verbergen und sagte: "Wer hätte das gedacht? Sicher meine Freunde der Medien nicht. Das ist auch Fußball. Heute haben wir die Tore geschossen, waren wie befreit - und das brauchten wir auch. Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft für mich gewonnen hat." Ein paar der sechs Treffer hätte er sicher jedoch lieber eine Woche früher in Hannover gesehen.

Es war ein fast lustiges Bild, als die beiden Notnagel-Übungsleiter bei der Pressekonferenz auf dem riesigen Podest Platz nahmen und dabei ganz eng an Bayerns Pressechef Markus Hörwick ranrückten, als wollten sie Schutz suchen. Besonders Armin Veh konnte einem leidtun nach dieser desaströsen zweiten Halbzeit. Von sich aus "hinschmeißen" werde er "sicher nicht", sagte er, ahnte aber schon, "dass ich keine gute Position habe nach einem 0:6. Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht."

Das wusste dafür HSV-Sportchef Bastian Reinhardt, noch so ein Entmachteter, der am Sonntag das wenig überraschende Ergebnis einer Krisensitzung des Vorstandes verkünden durfte: "Nach der Bekanntgabe seines Abschiedes zum Saisonende und den Eindrücken der vergangenen beiden Spiele haben wir uns entschieden, schon jetzt einen Schnitt zu machen und uns von Armin Veh zu trennen." Bis zum Saisonende wird der bisherige Co-Trainer Michael Oenning die Mannschaft betreuen, unterstützt vom Exprofi Rodolfo Cardoso, bislang Coach des Regionalliga-Teams.

Derweil sammelte Liebling Louis noch ein paar Punkte bei den Zuschauern: "Die Fans in München sind unglaublich. Die ersten drei Monate dachte ich: Was sind das für Fans? Immer haben sie uns ausgepfiffen. Dann haben sie unser Spiel anerkannt und immer hinter der Mannschaft gestanden, heute auch. Das ist außergewöhnlich, das war in Amsterdam nicht so." Ein paar Sprechchöre dürften ihm am Dienstagabend gegen Inter Mailand sicher sein.

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