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Archiv-Artikel

NICOLA LIEBERT ZUM FED-ENTSCHEID Blasenverdächtige Höhen

Links im sozialen Sinne ist die Politik der Notenbanken seit der Finanzkrise ganz und gar nicht

Die Konjunktur ankurbeln, indem man quasi unbegrenzt Geld in die Wirtschaft pumpt – das klingt nach Keynesianismus und damit irgendwie links. Aber links im sozialen Sinne ist diese Politik, die die großen Notenbanken Fed in den USA und EZB in Europa seit Ausbruch der Finanzkrise fahren, ganz und gar nicht.

Die Geldströme werden ja – anders als das Keynes vorschwebte – nicht in die Taschen der Arbeitnehmer gelenkt, die damit Waren kaufen und so die Konjunktur ankurbeln sollen. Vielmehr wird es den großen Banken zur Verfügung gestellt. Die leiten es allerdings kaum in Form billiger Kredite an investitionswillige Unternehmen weiter – so wie es den Politikern und Notenbankern vorschwebt. Vielmehr legen sie es an den Finanzmärkten an.

Dasselbe tun auch all diejenigen, die über nennenswerte Vermögen verfügen. Sie spekulieren auf der Suche nach Rendite an der Börse oder auf den Immobilienmärkten. Dort sind in letzter Zeit die Preise auf blasenverdächtige Höhen gestiegen. Zur Erinnerung: Die vorletzte Krise, der Dotcom-Crash, brach an den Aktienbörsen aus, die letzte Krise auf dem Immobilienmarkt. Die weniger Betuchten, die den Anweisungen der Politik gefolgt sind und privat für ihre Rente vorsorgen wollen oder müssen, gucken in die Röhre. Ihre Ersparnisse werden entwertet, weil sie dafür weniger an Zinsen einnehmen, als sie durch Preissteigerungen verlieren. Und die Versicherungen können angesichts der Minizinsen keine Sicherheit mehr liefern.

Die jetzige Entscheidung der US-Notenbank ist kein Beitrag zur Lösung dieser Probleme. Denn die Drosselung der Anleihenkäufe geht einher mit dem Versprechen, an den Null-Prozent-Zinsen festzuhalten. Diese Politik aber führt unter gegenwärtigen Bedingungen zu nichts anderem als Spekulationsblasen und zu einer Verarmung der künftigen Rentnergeneration.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9