NEUE FILME : Diese Woche neu im Kino
Herr Lehmann
D 2003, Regie: Leander Haußmann. 105 Min.
Von dem, was zwischen Kottbusser und Schlesischem Tor in den 80er-Jahren geschah, bleibt in „Herr Lehmann“ wenig übrig. Hausbesetzungen? Feminismus? Schwuler Glamour in der Oranienstraße? Anatolien am Mariannenplatz? Man muss keine heiligen linken Kühe anbeten, um zu bemerken, dass sich Sven Regener hierfür schon in seiner Romanvorlage nur am Rande interessierte und es bei Haußmann und der Verfilmung ganz vergessen ist. „Herr Lehmann“ zeigt ein Kreuzberg made in Babelsberg, voller Kneipen, in denen sich verruchte Existenzen wie in Puppenstuben einrichten. Ein Bezirk als Kulisse für Saufgelage, für die Aktivitäten einer verlängerten Pubertät, einer selbst verschuldeten Verantwortungslosigkeit. Dabei klammert sich der Film an den Klamauk wie einst „Der bewegte Mann“ an den Tuntenwitz. Ehe Haußmann etwas ernst nimmt, macht er sich lieber einen Spaß daraus; und so kommt „Herr Lehmann“ dann doch noch zu seinem Paradox: So viel dem Film am Erwachsenwerden seiner Hauptfigur liegen mag, in seinen Witzen ist er abgrundtief pubertär.