NEUE FILME : Diese Woche neu im Kino
Wolfzeit
A/D/F 2003, Regie: Michael Haneke. 113 Min.
„Wolfzeit“, der neue Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke, hat den Ausnahmezustand verhängt. Was sich wie ein Familienausflug in herbstliche Landschaft anlässt, führt in ein Niemandsland, in dem der Nebel und die Dunkelheit die Sicherheiten zivilisierten Umgangs schlucken. Gleich in der Eröffnungssequenz wird ersichtlich, dass ein Menschenleben nicht viel zählt. Kaum ist die Familie in ihrem Wochenendhaus angekommen, stellt sich heraus, dass dort schon eine andere Familie Unterschlupf gefunden hat. Es kommt zum Wortwechsel und, während die Kamera auf dem Gesicht des Fremden verharrt, zum Schuss. Nach dem Schnitt sieht man nicht etwa den toten Vater, sondern die Kinder Eva und Ben, die draußen am Auto stehen; danach das Gesicht von Anne, der Mutter (Isabelle Huppert): Es versteinert, bevor es sich im Erbrechen entlädt. In „Wolfzeit“ gilt das Recht des Stärkeren. Warum das so ist, bleibt im Dunkeln. Herrscht Krieg? Oder Bürgerkrieg? Hat sich eine Umweltkatastrophe ereignet? Hinweise gibt es, zu einer Kausalkette jedoch lassen sie sich nicht auffädeln.