NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Vision – Aus dem Leben der Hildegard von BingenHildegard von Bingen wurde, nach einigen Widerständen aus dem chauvinistischen Mittelbau der Benediktiner, zum spirituellen Popstar der einflussreichsten Mystiker ihrer Zeit. Sie war als Seherin bei König Barbarossa genauso gefragt wie als Wunderheilerin beim einfachen Volk. Der Wechsel aus ideologischen Kämpfen und narzisstischen Erleuchtungszuständen macht aus ihr eine typische Margarethe-von-Trotta-Heldin. Wenn man Barbara Sukowa als Hildegard unruhig durch die dunklen Klostergänge wandern sieht, muss man unweigerlich an die Gefangenschaften all der anderen Protagonistinnen im auratischen Frauenkosmos der Regisseurin denken. Hildegard von Bingen ist bei von Trotta ein fehlbare und widersprüchliche Heilige. Bescheiden und egozentrisch, intellektuell und esoterisch, emanzipiert und bevormundend. Der Film hätte sicher noch ein paar Szenen mehr mit solch abgründigen Schwankungen vertragen. Capitol, Cinema Paris, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cineplex Titania, FT Friedrichshain, Kulturbrauerei, Passage Sweetgrass Jede Menge Schafe. Und die Kamera befindet sich nah am Geschehen. Wenn es die Situation erfordert, bewegt sie sich geschmeidig, zoomt, schwenkt. Wenige Schnitte. Der gesamte Film besteht aus solchen ruhigen, unkommentierten Sequenzen, die sich ganz unsentimental und aufmerksam in einem der letzten nichtindustriellen Schafzüchterbetriebe in Montana umsehen. Sequenzen, die in erster Linie darauf ausgerichtet sind, ein Milieu, das von einem konkreten Arbeitszusammenhang bestimmt ist, zu beschreiben. In der zweiten Hälfte des Films verschiebt sich so, in einer Gegenbewegung zur äußeren Umgebung, die Perspektive von den Tieren zu den Menschen. fsk