NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Lollipop Monster
Wenn sich Gerhard Seyfrieds einzige Schülerin Ziska Riemann zusammentut mit „Weil ich ein Mädchen bin“-Fetischdiva Luci van Org und diese beiden dann gemeinsam ein Drehbuch schreiben, das Riemann hinterher verfilmt und mit der Musik der fiktiven Band „Tier“ unterlegt – im Sound der Neuen Deutschen Härte und der Stimme von Neubauten-Hacke –, dann kommt etwas heraus, das einfach nur „Lollipop Monster“ heißen kann. Ein Film, in dem eine quietschbunte Mädchenwelt in einem dionysischen Strudel voller abgrundtiefer Schwärze und blutroter Erotik aufgeschäumt wird. Ein Film, der mutwillig und lustvoll drüber ist. Der schöpft aus dem Fundus schöner Jugendsubkulturen und dessen Szenen und Einstellungen getragen sind von einem sicheren Gefühl für kraftvollen, an Comicpanels geschulten Bildaufbau. Der rasant ist und böse und irre komisch. Liebevoll in jedem Ausstattungsdetail. Ein praller Film. Prall wie eine frühreife Kirsche. Prall wie ein postmoderner Hexensabbat. Prall wie üppig entwickelte Teenagerbrüste.
„Lollipop Monster“ ist ein überaus souveräner Film. Wunderbar lässt die Ausleuchtung die Farben strahlen, die Montage hat einen musikalischen Rhythmus, die Ausstattung ist in jedem Detail gleichermaßen liebevoll wie semiotisch fundiert. Das Faszinierende, Grauenvolle, Gewalttätige, Zerrissene, Begehrliche, Schrankenlose, Autonome und Wunderschöne des weiblichen Erwachsenwerdens ist schon lange nicht mehr so erfahrungsgesättigt, amüsant und ansehnlich in Filmbilder gepackt worden wie hier. Sogar die Deutsche Film- und Medienbewertung meint: Prädikat besonders wertvoll. Ein erstaunlich treffsicheres Urteil über den ersten Sex, die erste Depression und den ersten Mord. Babylon Kreuzberg, FT Friedrichshain, Tilsiter, Xenon