NAMENSDEFEKT : Spazierfreundin
Toyotatyp, Joggerjunge, Berghainboy – wenn ich mit meinen Freundinnen über Männer spreche, benutzten wir nie ihre echten Namen. Das prägnante Merkmal wird zu ihrer Bezeichnung. Denn es ist einfacher, sie anhand einer signifikanten Eigenschaft zu identifizieren, als sich die austauschbaren und unkreativen Namen Markus, Thomas und Stefan zu merken.
Blöd nur, wenn man sogar die Namen seiner Freunde und Freundinnen vergisst. Das passierte mir mit Spazierfreundin. Als wir uns kennenlernten, waren wir sofort vernarrt ineinander. Wir redeten stundenlang auf einer Party in der Küche. Wir verabredeten uns zum Spazierengehen auf dem Tempelhofer Feld, tauschten Handynummern aus. Ich gab ihr mein Handy in der Hoffnung, sie würde mir die Nummer und ihren Vornamen hineintippen. Nach den tollen Gesprächen wollte ich nicht zugeben, dass ich ihren Namen vergessen hatte.
Sie gab mir nur ihre Nummer. Ich sagte: „Und add mich auch bei Facebook“, in der Hoffnung, dort mehr darüber zu erfahren, auf welchen Namen sie hört. Natürlich verwendet sie dort ein Pseudonym. So taufte ich sie – im Hinblick auf unser erstes Date – Spazierfreundin.
In den kommenden Wochen drehten wir jede Woche eine Runde auf dem Tempelhofer Feld. Wir liefen durch Nieselregen oder Schnee und sprachen über Männer, Beziehungen und Liebe. „Hat sich der schöne Schwede von Freitag bei dir gemeldet?“ – „Nein, und ich habe seine Nummer leider nicht“, antwortete die immer noch vornamenlose Spazierfreundin, stand auf, sagte, etwas zu trinken kaufen zu gehen, und trottete zum nächsten Kioskrondell. Mich dürstete ebenfalls, und ich dachte, sie sollte mir doch etwas mitbringen. Ich rief „Spaz…“ und schlug die Hände vor den Mund. Ich muss das mit den Namen wirklich in den Griff kriegen.
HIPSTERBRILLENFRAU