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Muster kleben die Füße am Platz

■ Am ersten Hitzetag der Australian Open scheiden Krajicek und Martin aus – und fürchten Spielerinnen WTA-Reform

Melbourne (dpa) – Am gestrigen ersten Hitzetag der Australian Open wäre der Traum von der Nummer eins für Thomas Muster beinahe geplatzt. Während des Spiels gegen den Schweden Niklas Kulti war der Weltranglisten- Dritte umgeknickt und mußte auf dem Platz behandelt werden. Mit bandagiertem Knöchel und erst nach Einnahme von Schmerzmitteln überstand er die dritte Runde mit 6:4, 7:6 (11:9), 6:4. Bis zum Achtelfinale gegen Mikael Tillström sei er wieder fit, hofft nun Muster. „Jeder Spieler hat hier Knochenhautentzündungen und wird mit Eis behandelt. Die Füße kleben am Platz“, klagt er.

Richard Krajiceks Aufgabe gegen den Franzosen Fleurian hatte damit allerdings nichts zu tun. Der Niederländer plagt sich wie schon so oft mit Rückenproblemen. Außer Krajicek schied von den Favoriten nur noch der Amerikaner Todd Martin aus. Sechs Tage nach seinem Turniersieg in Sydney zog der Weltranglisten-14. in fünf Sätzen gegen Jonas Björkmann den kürzeren.

Karin Kschwendt konnte beim 1:6, 2:6 gegen Gabriela Sabatini (Argentinien) die Bilanz der Außenseiterinnen nicht verbessern. Kschwendt (27), die 75. der Weltrangliste, war von den „Umständen überwältigt“ worden. Sie ist eine jener Spielerinnen im Schatten der Stars, die eine angedachte Reform des Frauentennis um ihre Zukunft bringen könnte. „Wenn das so weitergeht“, sagt sie, „können sich viele von uns einen neuen Job suchen.“ Vor allem die in der Weltrangliste nicht besonders hoch eingestuften Spielerinnen proben in Melbourne den Aufstand gegen die Pläne ihrer Organisation. „Ab Platz 50 sind sie besorgt um ihr Einkommen“, sagt Rennae Stubbs aus Australien. 117 Spielerinnen trafen sich in einem Hotel zur Krisensitzung und zahlten fünf Dollar Saalmiete pro Kopf. Von der drohenden Arbeitslosigkeit hatten die Betroffenen erstmals im neuseeländischen Auckland erfahren. Die in der Öffentlichkeit ins Gerede gekommene Damen-Tour möchte ihre Krise mit aller Macht und neuem Tour-Sponsor (Corel) beenden. Die Pläne sind nicht unlogisch: In die nächste Liga steigt auf, wer sich dafür bei kleineren Turnieren mit einem Preisgeld von 50.000 bis 75.000 Dollar unter der Regie des Weltverbandes ITF qualifiziert.

„Ich finde die Pläne unmöglich, aber die meisten Topspieler kümmert das nicht“, sagt die Weltranglisten-Neunte Anke Huber, „ich würde die anderen unterstützen, wenn es hart auf hart kommt.“

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