Musiker-Romane: Raus aus dem Großstadt-Slacking
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Tomte-Sänger Thees Uhlmann habe „schon für verschiedene Zeitungen und Magazine geschrieben“. So heißt es in der tatsächlich sehr kurzen ‚Kurzbio’, die der Verlag anlässlich seines ersten, dieser Tage erschienenen Romans an die Hand gibt.
Nun macht das allein ebenso wenig Hoffnung auf Lesespaß wie der Umstand, dass sich Uhlmann in die bereits längere Liste schreibender Musiker(innen) namens Sven, Nagel, Frank, zuletzt Jochen (ganz früh dabei übrigens Kerstin) einträgt. Rocko und Heinz bilden hier vielleicht eine in allen möglichen Popformaten beheimatete Subgruppe. Nun liefert eine simple Aufzählung wenig Erhellendes, die Genannten haben sich in ihren Büchern ja in unterschiedlichen Ausmaßen und stark voneinander abweichender Qualität von ihrem Musiker-Ich entfernt.
Andreas Dorau, um ein weiteres aktuelles Beispiel anzuführen, entfaltet seine in diesem Jahr veröffentlichte kurzweilige Anekdotensammlung „Ärger mit der Unsterblichkeit“ streng an der eigenen Musikerautobiographie – und hat, das eigene (Nicht-)Können offensiv eingestehend, die Verschriftlichung Sven Regener übergeben. Mit gutem Erfolg.
Thees Uhlmann wiederum hat sich zwar auch ans Mastergenre der Sterblichkeit herangewagt, aber dabei den Zirkel der Selbstreferenzialität gesprengt, indem er einen echten Roman („Sophia, der Tod und ich“) mit sogar surrealen Zügen vorgelegt hat. Und damit wenigstens pro forma den Versuch unternommen, dem langweiligen Kult des ewigen Großstadtslackings zu entkommen. Erfolg? Bestimmt.
Was immer man vom einmal als „sympathisches Großmaul“ (Kulturnews) Geadelten – und der Qualität seiner Schreibe – halten mag: irgendeine hübsche Petitesse wird sich inmitten dieses Dauer-„Sabbelns“ (Selbsteinschätzung) sicher finden. Am Samstagabend liest Uhlmann in der Laeiszhalle.
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