Musik in Berlin: Gute Laune gegen Moder
Die „Chawa Lilith Band“ überzeugt mit sonnigen Covern und melodischen Eigenkompositionen – und macht Charlottenburg ein Stück heller.
Charlottenburg, das alte Westberlin - da wo die Luft schwanger ist mit dem modrigen Geruch einbalsamierter Kassenwarte des Bezirksverbandes der CDU, da soll es also hingehen.
Im „Schiller“, einer Gastwirtschaft nur den sprichwörtlichen Steinwurf von der Stelle entfernt, wo Benno Ohnesorg vom deutschen Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen wurde, wird das Bier gelassen gezapft, die Weine sind solide, das Publikum freundlich; unaufdringlicher Jazz aus der Konserve.
Und während der Blick noch über die Zeitschriftenbank streift (u.a. Tagesspiegel, Berliner Zeitung, konkret-magazin), dreht der Barkeeper die Musik runter und aus dem zweiten Gastraum sind akustische Gitarren zu hören, live.
Der Gesang, der kurz darauf einsetzt, bekannt irgendwie, achja, „These Boots Are Made For Walking“. Die „Chawa Lilith Band“ bricht den Klassiker auf ein fast distanziertes Gitarrenduo herunter. Die Sängerin, Chawa Kahane, gibt dem Stück eine seltsam freundliche Note.
Weitere Cover folgen in zwei Sets, ähnlich aufgeschlossen arrangiert, Soul, Rock, dazu einige Eigenkompositionen, die zwar melancholisches Moll anspielen, dabei aber soviel Positivität ausstrahlen, dass die Gäste gar nicht anders können, mitsummen müssen.
Und dann ist es auch schon wieder vorbei, raus in den Regen, Charlottenburg eben. Deutsche Oper, der U-Bahnhof menschenleer, im Kopf noch die Melodien des Abends. Gute Laune. Und der Modergeruch ist auch weg.
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