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Musik für NeonazisRechte wollen Brandenburg rocken

Die NPD lädt zum "Preußenfestival" in die Schorfheide, eine rechte Hooliganband in den Barnim. Die Bürger wollen's ignorieren.

Musikalisches Rechtsaußen in Brandenburg: Gleich an zwei Orten wollen am Samstag Rechtsrockbands auftreten. In der Schorfheide feiert die NPD einen "Preußentag" mit Musikbeilage. Im Raum Bernau soll die bei Neonazis beliebte Hooliganband "Kategorie C" spielen.

"Für eine echte Wiedervereinigung" betitelt die NPD ihren "Preußentag", den sie ab mittags auf dem Privatgrundstück des DVU-Funktionärs Klaus Mann in Finowfurt (Barnim) plant. "Deutschland ist größer als die BRD", wirbt NPD-Landeschef Klaus Beier. In einem Aufruf heißt es, dass "Schlesien, Pommern, Ostpreußen, Westpreußen, Böhmen, Mähren, das Sudetenland und Danzig immer noch unter fremder Verwaltung" stünden. Für 10 Euro bekommen die Gäste NPD-Redner und die Rechtsrockbands Preußenfront, Preußenstolz, Exzess und Totalverlust geboten. Die NPD rechnet mit 300 Teilnehmern.

Gegenprotest ist nicht geplant. "Wir wollen das bewusst ignorieren, die gewollte Aufmerksamkeit werden sie nicht bekommen", so die Linken-Abgeordnete Margitta Mächtig. Stattdessen werde man eigene bunte und demokratische Einheitsfeiern begehen. "Mit dem Motto und Inhalt ihres Festes diskreditiert sich die NPD ohnehin selbst."

Ebenfalls im Barnim, nach taz-Informationen im Raum Bernau, soll am Abend die Bremer Hooliganband "Kategorie C" auftreten. Diese hatte ursprünglich ein großes Berlin-Konzert angekündigt. Der Verfassungsschutz bezeichnet die Band als "gewaltverherrlichend" und "unter Rechtsextremisten beliebt". Das Brandenburger LKA bestätigte die Absicht der Band, im Nordosten von Berlin ein Konzert abzuhalten. Ob dieses stattfinden werde, sei noch nicht absehbar, so ein LKA-Sprecher. "Es werden noch polizeiliche Einsatzmaßnahmen geprüft."

Bereits im November 2009 hatte "Kategorie C" versucht, ein Konzert in Berlin zu spielen - und scheiterte am Widerstand des Bezirksamts Treptow-Köpenick. Die rund 200 Besucher mussten wieder abziehen. "Diesmal wird es garantiert klappen", verspricht die Band nun. Der genaue Konzertort werde am Samstag per Handy bekannt gegeben.

"Die Band hat Angst vor einem zweiten Desaster, deshalb weicht sie an den Stadtrand aus", so Clara Herrmann (Grüne). "Kategorie C" nutze ihre Konzerte als Plattform für rechte Parolen am Rande der Legalität. Tom Schreiber (SPD) fordert, der Band klare Auflagen zu erteilen, um rechtsextreme Ausfälle zu verhindern.

Konrad Litschko

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4 Kommentare

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  • Q
    QuatschMitSoße

    "Preußenfestival"? HAHAHAHAHA

  • EB
    eastside Berlin

    Also ich war gestern dort beim Konzert anwesend, und es hat niemand den rechten Arm gehoben zu irgendeinen Gruß, des weiteren wurde auch keine einzige Politische Parole gerufen. Und seltsamer weise habe ich auch keinen einzigen Gegendemonstranten gesehen außer einer Handvoll sich absolut Höflich verhaltener Polizisten.

    Kategorie C ist eine absolut unpolitische Band. es gibt nicht ein einziges Lied mit Politisch oder Volksverhetzenden Texten.

    also weiß ich nicht was hier schon wieder das Problem ist??

    In diesem Land hat jeder das Recht auf Künstlerische Freiheit.

  • TK
    Thomas Kremling

    Die geballten Auftritte der Neonazi-/Hooliganszene im Barnim ist ein echtes Ärgernis. Manche meinen ignorieren sei das Beste. Ich gehörte gestern zu dem kleinen Häuflein von elf Bürgern, die ein Zeichen setzen wollten und spontan den Veranstaltungsort (Dorfkrug in Schönow) aufsuchten. Während der uns seitens der Polizei zugebilligten 30 Minuten sah man dann nicht nur debil dreinblickende Faschos mit einem vermuteten IQ zwischen einem Knäckebrot und einen Backstein, sondern wundersame Weise auch einige verunsicherte Konzertbesucher, die „Nazis raus“ riefen. Vielleicht sollte dies aber auch nur eine mißlungene Provokation sein. Die Mahnwachenden hoffen in jedem Fall, dass man künftig früher die Chance haben wird, von solchen „kulturellen“ Veranstaltungen drittklassiger Hooliganbands zu erfahren, um diese entsprechend Willkommen zu heißen. Was die Konzertbesucher nicht wissen konnten - unter den Demonstranten war ein hoher Anteil musikalisch kompetenter Menschen. Störend waren auch noch die vereinzelten sogenannten deutschen Grüße im Veranstaltungslokal. Na ja, ich war froh, dass die freundlichen Polizisten nicht eingeschritten sind, solange wir vor Ort waren. Man weiß ja nie wie friedfertig und Argumenten zugänglich die Szene ist.

  • TD
    Thomas Dyhr

    die Schönower wunderten sich über die ungewöhnlich starke Polizeipräsenz ab Nachmittag des 02.10.2010 Alle wesentlichen Kreuzungen waren von Mannschaftswagen besetzt.

    Des Rätsels Lösung ergab sich gegen Abend, als eine Schönowerin aus dem Umfeld der Niederbarnimer Bündnisgrünen beobachtete, wie ein größeres Polizeiaufgebot eine Gruppe glatzköpfiger und schwarz gekleideter Männer von Bernau in Richtung Schönow begleitete, aber auch der gemeinhin von eher linksgerichtetem Publikum besuchte Bernauer Jugendclub Dosto von Polizeikräften unter Beobachtung stand.

    Ferner beobachtete sie auch, dass der "Alte Krug" Schönow von Polizeikräften abgesperrt war.

    Nach Kenntnisnahme dieses Sachverhalts beschlossen die Niederbarnimer Grünen, eine spontane Versammlung gegenüber dem "Alten Krug" gegen die Nazi-Umtriebe im Dorf abzuhalten und trommelten per Telefonkette Teilnehmer GRÜNE und nicht parteipolitisch engagierte Bürger zusammen.

    Gegenüber der Polizei wurde deutlich gemacht, dass es sich um eine nach dem Versammlungsgesetz zulässige Spontandemonstration handelt - Dauer und Standort ausgehandelt.

    Und so demonstrierten insgesamt 11 Schönower Bürger auf der Wiese vor der Kirche gegenüber dem "Alten Krug", dass Nazi-Umtriebe im Dorf unerwünscht sind.

    Die agressiv pöbelnden Reaktionen des vor dem Lokal herumlungernden Publikums zeigten auf, dass sie sich gestört fühlten - genau das war auch gewollt.