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Multikulturelle Musikszene in TorontoJemanden wie ihn gab es noch nicht

Philipp Eins
Kolumne
von Philipp Eins

Im Westen Torontos leben viele Migranten – der Rapper Noyz ist einer von ihnen. Seine Songs handeln von der Polizeigewalt in Kanada.

Noyz' Eltern stammen aus der Region Pandschab in Indien Foto: Philipp Eins

H ipHop ist für ihn mehr als Musik, sagt Noyz. HipHop ist ein Lebensgefühl. Ich treffe den Rapper mit dem Turban und dem flauschig-schwarzen Vollbart an der Bar eines Clubs im Westen Torontos. Die Beleuchtung in dem Keller ist so düster wie die Kopfschmerzen nach den hochprozentigen Drinks, die über die Theke gehen.

Ich habe den Auftrag, von der Canadian Musik Week in Toronto zu berichten. Hunderte Bands treten jedes Jahr im April dort auf. Noyz hat mich sofort interessiert. Er ist 29 Jahre alt und hier geboren. Seine Eltern stammen aus der Region Pandschab in Indien. Seine Songs handeln von Polizeigewalt in Kanada, von den Problemen, als Einwanderer einen Job zu finden. Und von der Vertreibung der Sikhs aus der Heimat seiner Familie.

„Wirklich cool ist, dass in Toronto heute Künstler leben, deren Geschichten du hier früher nie gehört hättest“, sagt Noyz. So wie K'naan, ein somalisch-kanadischer Rapper. Jemanden wie ihn gab es vor ein paar Jahren noch nicht. K'naan und Noyz passen in die multikulturelle Musikszene Torontos. Die Bandgründer sind junge Kanadier, aber ihre Wurzeln liegen oft woanders. Manche sagen, Toronto sei die kleine Schwester von New York.

In den Clubs und Bars in der Queen Street im Westen Torontos und am Kensington Market nahe Chinatown werden Rap und Blues, Reggea und Cumbia, Rock und Indie Pop gespielt. Die Hälfte der Einwohner sind Migranten. Sie kommen aus Asien, Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten. Auch das Musikbusiness interessiert sich für die Stadt. Hundert Labels haben hier ein Büro.

Doch wenn der erste Erfolg da ist, ziehen viele junge Musiker weiter – nach Los Angeles oder Chicago. Wer in Toronto lebt, wartet auf die große Chance. Dann ist er weg.

Noyz bleibt. „Home is here“, steht in dunkelblauer Schrift auf seinem Pullover. Er zieht an einer Zigarette. „HipHop ist stark, wenn er rebellisch ist“, sagt Noyz. Wenn er gegen Rassismus und Unterdrückung steht. Für ihn gibt es noch viel zu tun.

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Philipp Eins
Freier Journalist und Gründer von EINS.STUDIO.
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