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Multikulti findet auch am Kompost statt

betr.: „Integration im Schrebergarten“, taz vom 20. 9. 99

Was ist denn so lächerlich an der Untersuchung von Anpassungs- und/oder Integrationsprozessen in Gartenkolonien? Integration findet in unterschiedlichen Bereichen statt. Es kann laufen wie in der Markthalle, wo wir die Bereicherung durch Migrantinnen und Migranten sinnfällig im reichhaltigen und vielfältigen Nahrungsangebot vor Augen geführt bekommen. Praxisforschung beschäftigt sich mit Lebenswelten. Wir wollten demonstrieren, dass Anpassung erfolgt, auch in Bereichen, wo wir es nicht mehr wahrnehmen.

Und dabei geht es uns um die Folgen. Die Untersuchung wurde in Zusammenhang mit dem Referat für interkulturelle Angelegenheiten und dem Grünflächenamt der Stadt Hannover durchgeführt, auch mit dem Ziel, bestehende Bedingungen und Strukturen zu hinterfragen.

Wir bilden an der Evangelischen Fachhochschule Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter aus. Wir wollen im Interesse unserer Klientel, dass genau die Klischees aufgebrochen werden, die Sie in ihrem Beitrag so gut bedienen. Schade! Prof. Gertraud Goldbach

Leiterin des Praxisforschungsprojekts „Integration im Schrebergarten“, Hannover

Tatsächlich gehören formelle Vereinigungen, wie Garten- oder Sportvereine zu den maßgeblichen Orten der Integration spezifischer Migrantengruppen (z. B. der „Spätaussiedler“!). Durch das praktische Miteinander verschieden sozialisierter Individuen und Gruppen entstehen, neben notwendigen Konflikten, oft selbstverständlich Anknüpfungspunkte, die durchaus Toleranz für Andersartigkeit und gegenseitige Akzeptanz ermöglichen.

Doch so einfach darf's nicht sein: Von Xenophobie getriebene Gartenzwergjustierer als Mittler gelingender Integration?! Multikulti findet gefälligst in Kreuzberg und nicht am Kompost statt, Integration: ein Thema fürs soziologische Proseminar und nicht für den gärtelnden Proll! Thomas Reelsen, Paderborn

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