: Müllskandal in Spandau
■ Grundwassergefährdender Deponiebetrieb war genehmigt / Jetzt Sorge um Brunnenvergiftung
Erhebliche Altlasten sind bei einer Untersuchung ehemaliger Haus- und Industriemülldeponien in Spandau insbesondere im Bereich der Spekteniederung entdeckt worden. An fünf von zwölf Standorten wurden grundwassergefährdende Stoffe gefunden, besonders die Schwermetalle Quecksilber und Cadmium sowie chlorierte Kohlenwasserstoffe. Zusätzlich stellte man als Folge der Lagerung von Bauschutt erhöhte Salzgehalte im Grundwasser fest.
Wahrscheinlich schon ab den fünfziger Jahren haben die beiden Berliner Baustoffirmen Seyd&Heinrichs sowie Vering&Waechter Schutt in den ehemaligen Kiesgruben ablagern dürfen - mit behördlicher Genehmigung, so auf Anfrage die Umweltverwaltung. Die Behörden hätten früher nicht genau beachtet, daß dadurch Salze und Sulfate ins Grundwasser gelangen könnten. Bisher sei es auch nicht gelungen, die Verunreinigungen den Firmen im einzelnen nachzuweisen. So müßten die Baustoffunternehmen „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nichts für die Bodensanierung zahlen.
Konkrete Sorge der Umweltverwaltung: Die Schadstoffe könnten künftig die Förderbrunnen des Wasserwerks Spandau beeinträchtigen. Derzeit sei die Qualität des Trinkwassers zwar noch einwandfrei. Aus Gründen der Vorsorge wird den Betreibern privater Brunnen allerdings empfohlen, auch bei einer Nutzung nur zur Gartenbewässerung die Wasserqualität überprüfen zu lassen.
Das scheint geraten, denn für eine alsbaldige Altlastenbeseitigung sieht die Verwaltung im Augenblick „keinen Handlungsbedarf“. Berlinweit gebe es etwa 500 Stellen mit ähnlichen Schadstoffen im Boden, hieß es zur Begründung. Zudem handele es sich in Spandau vergleichsweise nur um „großflächige Minimalkontaminationen“. Bloß die Reste des gefundenen Bauschutts sollen nun per Schiff zur DDR -Kippe Vorketzin verfrachtet werden. Es sei dann Sache der DDR, auf der bekanntermaßen ebenfalls undichten Deponie mögliche neue Grundwassergefährdungen abzuwenden, so die lapidare Auskunft aus der Umweltverwaltung.
thok
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