■ Müll: Irgendwann isses weg
Früher, so hat mir meine Oma immer erzählt, da fand man die Reste des nächtlich-nachbarlichen Vergnügens beim Latrinenausleeren - der Fund eines Kondoms versetzte sie dabei immer in eine gewisse Schamesröte, wie sie mir gestand. Heute bringt so ein Stückchen Latex niemanden mehr in Verlegenheit: doch wohin mit all dem Gummi? Statistisch gesehen leben im Land Bremen 51.000 Lesben und Schwule, rund acht Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung. Die genaue Höhe des Latexberges auszurechnen, die der Safe Sex unter Lesben und Schwulen mit Präsern und Dental Dams in Bremen jährlich produziert, ist aufgrund der ungenauen Datenlage nicht möglich.
Aber wohin nun damit? Ab ins Klo? Die Kläranlagen, bereits mit dem Tampon-Problem hoffnungslos überlastet, bedanken sich. Munkelt da jemand was von Kompostieren? „Das haben wir auch mal gehört und herzlich darüber gelacht“, meint der Mann von der Abfallberatung. Zu früh gelacht, mein Lieber! „Ab auf die Deponie und zu Humus werden lassen!“ entgegnet Herr Röver vom Kondomhersteller MAPA. Grundsätzlich ist das Naturprodukt Latex kompostierbar — nur dauert das Ganze „erheblich länger als beim normalen Kompost“, etwa ein halbes bis ein dreiviertel Jahr. Grundsätzlich positiv wirkt sich Lichteinfluß auf den Verrottungsvorgang aus. Und wer vor der Anlage eines kleinen Extra-Latexkomposters noch Zweifel hat, lasse sich den Tip von besagtem Herrn Röver auf den Gehirnwindungen zergehen: „Legense so'n Ding mal auf die Fensterbank: Erst wird es schwarz, dann fängt es an zu kleben und zu kriechen, und irgendwann isses weg.“ Es bleibt so wenig von der Liebe, hach... Susanne Kaiser
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