: Mücke piekst Elefant
■ SPD belächelt graue Aufregung / Senatsentscheidung verschoben
„Die Statt Partei macht aus einer Mücke einen Elefanten“, winkt SPD-Noch-Fraktions-Chef Günter Elste ab. Man habe für die neue Sparrunde keinen Zeitpunkt abgemacht. Das sieht die Mücke allerdings anders: Statt-Gruppen-Chef Achim Reichert hat erstmals seit Bestehen von Rot-Grau den Ko-operationsausschuß einberufen, der am Donnerstag zusammentritt. Denn: Beim Streit um die Gewerbesteuer-Erhöhung hatten die Grauen den Roten weitere 200 Millionen Mark Einsparungen zwischen 1997 und 1999 abgerungen. In den Eckwerten für den Haushalt 1997 kommen die aber gar nicht vor.
Finanzsenator Ortwin Runde (SPD) hat „die Schlichtungsrunde so in Erinnerung, daß diese Sparvorgabe hintenangestellt wird“, beklagt Reichert, „so steht's im Protokoll aber nicht drin.“ Statt befürchtet, von der SPD – Voscherau: „Mir ist egal, wer unter mir Mehrheitsbeschaffer ist.“ – über den Tisch gezogen zu werden.
Bei der letzten rot-grauen Zerreißprobe habe Bürgermeister Henning Voscherau der Statt Partei vorgeworfen, sie habe nicht deutlich genug gesagt, daß sie die Gewerbesteuer nicht mittragen werde. Daraus, so Reichert, habe er gelernt und diesmal gleich den Kooperationsausschuß einberufen. Gestern vertagte der Senat die Abstimmung über die Haushalts-Eckwerte 1997.
„Entschieden wird über den Haushalt 1997 erst im Juni“, ist Senatssprecher Franz Klein genervt über die graue Aufgeregtheit. „Dies ist ein rein theoretischer Streit am völlig falschen Objekt.“ Schließlich wisse man noch gar nicht, welchen Belastungen der Haushalt fürs nächste Jahr ausgesetzt sein wird; Steuerschätzungen oder etwa die Bonner Entscheidung über die Vermögenssteuer seien erst im Frühjahr absehbar. Auch Günter Elste fände es „viel vernünftiger“, die Stattianer würden bis zu den Senatsberatungen warten, statt „einen Streit um des Kaisers Bart“ zu führen.
„Die Argumentation der SPD ist nicht nachvollziehbar“, trotzt Reichert. „Die Haushalts-Eckwerte sind die Vorgaben für die Planungen des Finanzsenators.“ sim
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen