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Moskau schlägt St. Petersburg

■ Gordejewa/Grinkow gewannen den Eiskunstlauf der Paare

Berlin (taz/dpa) – In erster Linie der Anhänglichkeit der Preisrichter hatten es Jekaterina Gordejewa und ihr Partner Sergej Grinkow zu verdanken, daß sie nach 1988 in Calgary ihre zweite Goldmedaille im Paarlauf gewannen und als erste der wiedergekehrten Profis Olympiasieger wurden. Die Moskauer absolvierten ihre Mondscheinsonaten-Kür längst nicht so souverän wie vor einigen Wochen bei der EM in Helsinki, Grinkow leistete sich zwei deutliche Patzer, doch die Jury blieb unbeeindruckt, zog die höchsten Noten, einmal sogar die 6,0, und setzte die Olympiasieger von 1992, Natalia Mischkutionok und Artur Dmitriew, zwischenzeitlich ebenfalls zu den Profis abgewandert, auf Platz zwei. Wieder hatte sich der konservativ- klassische Stil der Moskauer, den die Preisrichter so lieben, gegen die Innovationslust und Dynamik des Petersburger Paares durchgesetzt.

Dmitriew hatte schon bei den relativ niedrigen Noten, die seine Partnerin und er bekamen, resigniert den Kopf geschüttelt, und auch die meisten Fachleute waren sich mit dem Publikum, das die Silbermedaillengewinner lauter bejubelte als die Sieger, einig, daß an diesem Tag Mischkutionok/Dmitriew die Besseren gewesen waren. „Wir sind glücklich mit Silber“, grollte deren Trainerin, Tamara Moskwina, „aber Gold wäre besser.“

Großes Pech hatten Mandy Wötzel und Ingo Steuer aus Chemnitz. Die 20jährige blieb mit dem Schlittschuh hängen, stürzte heftig auf das Eis und litt kurzzeitig unter Atemnot. Das Paar mußte aufgeben, Mandy Wötzel erholte sich jedoch bald wieder.

Sauer über die unwillkommene Rückkehr der Profis waren die drittplazierten Isabelle Brasseur und Lloyd Eisler aus Kanada: „Der Eiskunstlauf verändert sich. Doch wenn man mitten in einer Revolution steckt, kann man sie nur schwer akzeptieren“, sprach Eisler denkwürdige Worte.

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