piwik no script img

Moscheebau in FrankfurtNeonazi-Hetze misslingt

Aus dem geplanten Großaufmarsch wurde nichts: Nur rund hundert rechte Demonstranten protestierten in Frankfurt gegen den Moscheenbau.

In Frankfurt traften sich rund 2.000 Gegendemonstranten. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN taz Emsig hatten sich die Neonazis bemüht, Hessen am Samstag zu ihrem Aufmarschgebiet zu machen. Das Ergebnis war eher kümmerlich. Nach Frankfurt kamen rund 100. Dort hatte sich die örtliche NPD bemüht, den Konflikt um einen Moscheenneubau der schiitischen Hasrat-Fatima-Gemeinde im Stadtteil Hausen für sich auszunutzen. Rund 2.000 Gegendemonstranten und ein hohes Polizeiaufgebot riegelten den Aufmarsch flächendeckend ab.

In Rüsselsheim folgten nur 30 Leute einem Aufruf der Republikaner gegen Minarette. In Kassel warteten rund 1.000 Gegendemonstranten vergeblich auf die Rechtsextremisten. Rechte nationalistische "Kameradschaften" verzichteten auf ihre Veranstaltung zum Gedenken des 64. Jahrestages der Bombardierung der Stadt. Sie erklärten, sie wollten stattdessen das Grüppchen in Frankfurt unterstützen.

Dort standen die U-Bahnen in Richtung der nördlichen Stadtteile am Samstagmittag stundenlang still. Die Polizei blockierte und leitete die verspätete Nazi-Truppe abgeschirmt in die Nähe des künftigen Moscheenbauplatzes. Laute Musik aus einem Studentenheim übertönte die Kundgebung. Einen Kilometer entfernt wandte sich Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) an die Hausener Bürgerinitiative, die seit Wochen gegen den mehrheitlichen Beschluss des Stadtparlaments für den Moscheenneubau protestiert hatte. Die Stadt werde auch "harte Diskussionen aushalten". Ihre Toleranz aber sei erschöpft, wenn "die Grenze des Diskurses überschritten", wenn der Widerstand für andere Interessen eingespannt und eine Bevölkerungsgruppe "zum Feind erklärt und verteufelt" werde. Den Rechtsextremisten legte sie nahe: "Verlassen Sie diese Stadt! Die Bürgergesellschaft Frankfurt braucht Sie nicht!" Ünal Kaymakci, Chef der Hasrat-Fatima-Gemeinde, sagte, seine Gemeinschaft habe die deutschen Gesetze anerkannt und wolle ganz heimisch werden: "Wir lieben dieses Land, und deshalb bauen wir hier Häuser." Die Gläubigen hätten die behelfsmäßigen Gebetshäuser in alten Fabriken satt.

Am Rande der Frankfurter Demo kam es zu Rangeleien. Dabei wurde die Versammlungsleiterin, die IG-Metall-Funktionärin Katinka Poensgen, festgenommen. Sie wirft der Polizei Körperverletzung vor. Ein Polizeisprecher hielt dagegen, Poensgen habe einen Beamten "in den Daumen gebissen".

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!