■ Medienschau: Morddrohung an Frau Çiller
Während einer Live-Sendung des kleinen Privatsenders Flash TV meldete sich der allseits wegen Mordes und Drogenhandel gesuchte Alaadin Cakici per Telefon zu Wort. Die nationalliberale Hürriyet (Frankfurt) druckte ausführlich das Gespräch ab, welches im folgenden in Auszügen wiedergegeben wird: „Diejenigen, die heute unser Land regieren, haben unser Volk ins Chaos gestürzt. Im Namen der Demokratie handelnd haben Frau Çiller und ihre Bande über das Land Blut und Tränen gebracht und das türkische Volk um seine Mühen und sein Geld betrogen. Um weiterhin an der Macht zu bleiben, hat die Familie Çiller von Anfang an in verschiedenste Bereiche des Staatsapparats ihr treu ergebene Mittelsmänner eingeschleust, für die Demokratie und Menschenrechte nichts als leere Worthülsen bedeuten. Es sind nicht mehr als 50 Personen, die Medienzare und Zeitungsbesitzer erpressen und terrorisieren. Während mehrere Medienorganisationen, deren Berichterstattung über Frau Çiller positiv ist, unbeschadet bleiben, werden kritische Stimmen wirtschaftlich und psychologisch unter Druck gesetzt. (...) Einige Medien hat man mit Krediten von staatlichen Banken oder der Zusage öffentlicher Ausschreibungen zum Schweigen gebracht. (...) Irgendeine Frau spielt sich als große Schwester des türkischen Volkes auf. Diese ist eine besondere Berufung, für die es mit Nene Hatun und Halide Edip Adivar glänzende Beispiele in der türkischen Geschichte gibt. Wie kann denn diese Frau, über die es so viele Gerüchte gibt, sich als Retterin der Ehre des türkischen Volkes nur aufspielen? Das türkische Volk soll wissen, daß ich nicht eher ruhen werde, bis diese Bande zerschmettert ist, auch wenn es mein Leben kosten sollte“. (...) 4. 5. 1997
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen