Mord - Der Dorfbäcker wars: Doch nicht der Alfred!
In zweiter Instanz überzeugen die Indizien: Ein Dorfbäcker wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
![](https://taz.de/picture/393813/14/Baecker_06.jpg)
Der Fall entzweite das kleine Siegelsbach, seit der Dorfbäcker Alfred Bräuchle im Oktober 2004 am Tag nach dem Überfall verhaftet wurde: Unser Bäcker soll die Sparkasse überfallen, den Filialleiter lebensgefährlich verletzt, ein Rentnerehepaar niedergeschossen, dabei die Frau getötet haben? Doch nicht der Alfred, der beim Kindergartenfest immer die Brezeln und Brötchen spendierte!
Während der leidenschaftliche Jäger in Untersuchungshaft saß und schwieg, sammelten die Ermittler ein Indiz ums andere. Der Filialleiter und der Rentner, die ihre schweren Verletzungen nur mit Glück überlebten, hatten den Bäcker als Täter identifiziert, die Tatwaffe, eine Pistole des Kalibers 7,65, hatte Bräuchle besessen, aber als "verloren" gemeldet; Blutspuren eines der Opfer fand man in seinem Wagen und die Sohlenabdrücke seiner Gummistiefel, die er noch am Tag der Tat im Wald verbrannte, waren überall in der Bank gesichert worden. Zudem lagen von den 33.514 erbeuteten Euro noch rund 20.000 Euro versteckt im Kühlschrank des Bäckerei, 10.000 Euro hatte der hoch verschuldete Bäcker kurz nach dem Überfall auf der Volksbank einbezahlt.
All dies und noch weitere Hinweise auf seine Täterschaft überzeugten das Landgericht in Heilbronn nicht. Alfred Bräuchle wurde im ersten Verfahren 2006 freigesprochen und zog als freier Mann zurück in sein Dorf, bis der Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Urteil aufhob und den Fall zur Neuverhandlung nach Stuttgart reichte.
Viele neue Erkenntnisse gab es in der zweiten Prozessauflage nicht. Bräuchle schwieg weiter und hoffte wohl darauf, dass die Beweise auch dem Oberlandesgericht nicht für eine Verurteilung ausreichen würden. Haben sie aber doch. Richter Wolfgang Hahn fand es im Übrigen überhaupt nicht verwunderlich, dass ein Mörder nach der Tat nach Hause geht und tut, als sei nichts gewesen. "Das kenne ich aus vielen Fällen von braven Familienvätern."
Bäcker Alfred schüttelte während der Urteilsverkündung fortwährend den Kopf. Er doch nicht. Doch das Gericht verurteilte den 49-jährigen Bäcker gestern zu lebenslanger Haft.
Es gibt ein Foto von Alfred Bräuchle. Es zeigt ihn auf einer privaten Faschingsfeier im Nachbardorf ein Jahr vor dem Überfall; mit schwarzem Borsalino, dunkler Sonnenbrille, Zigarre im Mundwinkel und einem Revolver in der Hand. Bräuchle als Gangster. Es war gar keine Verkleidung!
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!