Mon Dieu Mondial: Töfting! Töfting!! Töfting!!!
■ Das Mon-Dieu-Mondial-All-Star-Team wird klar von den Finalisten dominiert
Es läßt sich nicht bestreiten: Auch das KolumnistInnen- Team, welches während der WM diese Rubrik bestritt, hat ein Faible für Gewinner. Zwar wurden von zwölf der dreizehn Autorinnen und Autoren (Kolumnistin Rönneburg grübelt noch) durchaus auch obskure Namen und sogar Mannschaften eingereicht, aber in ihrer Summierung dominieren doch Spieler, die es weit gebracht haben bei dieser Weltmeisterschaft und daher genügend Gelegenheit fanden, sich ins Rampenlicht zu befördern.
Bestes Beispiel für einen ausgesprochenen Spätstarter ist der Franzose Lilian Thuram (4 Stimmen), der mit seinen zwei Toren gegen Kroatien nicht nur beim überschwenglichen Michel Platini neben Dunga zum besten WM-Akteur avancierte, sondern auch noch den Sprung ins Mon-Dieu-Team fand.
Kaum Erwähnung wurde dagegen jenen zuteil, die schon nach der Vorrunde die Stollen abschrauben konnten. Einzig der Marokkaner El Hadji, den die Kolumnisten Welt und Kuhlbrodt favorisieren, sowie der Japaner Nakata (Kolumnist Lieske) konnten sich wenigstens partiell in der Erinnerung festsetzen. Das am frühesten vollendete Exemplar ist mit Keeper Chilavert (4) ein Paraguayer, der sich, vermutlich dank seiner großen Redseligkeit, knapp gegen das andere Achtelfinal-Opfer Peter Schmeichel durchsetzte.
Weithin ungeliebt die deutschen Vertreter. Niemand konnte sich für Bierhoff erwärmen, der zwar eine ansprechende WM spielte, aber auf seiner Position halt doch nur dritte Wahl war. Zwei Voten gab es immerhin für den Kroatenniedertrampler Wörns (Kolumnisten Welt und Kriener), eines für Jeremies (Kolumnist Kuzmany). Das Votum Oliver Kahn (Kolumnist Lehmann) darf als flammender Protest gegen die gewohnt unglückliche Torwartpolitik des Bundestrainers verstanden werden, während die Kolumnisten Nutt und Kuzmany den Namen Kohler wohl vor allem aus nostalgischen Gründen ins Spiel bringen, und weil man jemand für die Ausflüchte braucht, wenn die Sache schiefläuft.
Das ist bei diesem unverschämt offensiv ausgerichteten All-Star-Team jedoch nicht zu befürchten. Für die Torflut sorgen Ronaldo, der mit elf Stimmen nahezu die Höchstzahl erhielt (Sondervotum König siehe unten), der allseits beliebte Michael Owen (7), „die Offenbarung“ (Kolumnist Seitz), und Kroatiens Einmannoffensive Davor Suker. Die Flanken liefert Overmars (4), aus dem Mittelfeld rücken Edgar Davids (6), Zinedine Zidane (6) und Augustine Okocha (4) nach, der aber nur zweimal pro Spiel aufs bzw. übers Tor schießen darf. Auf der linken Abwehrseite wird Roberto Carlos (4) trotz des krassen Minderheitsvotums von Kolumnist Kriener (“Schenkelumfang kann kein Kriterium sein“) nominiert, bekommt aber strenge Defensivorder, damit er nicht ständig Okocha umrennt, und einstweiliges Fallrückzieher- sowie Freistoßverbot. Bei Verstoß wird er gegen Paul Ince (3) oder das Eselchen – nicht Stoitschkow, sondern Ortega (3) – ausgewechselt. Ein bißchen mehr Angriffswucht kann schließlich nicht schaden. Alles, was wider Erwarten in die eigene Hälfte kommt, wird von Cesar Sampaio (3) und Chilavert abgeräumt, der auch sämtliche Freistöße und Elfmeter schießt.
Entsprochen wird dem Wunsch der Kolumnisten Welt und Kuhlbrodt, Olaf Thon als Nichteinwechselspieler zu nominieren, der kühne Vorstoß des Kolumnisten König, die vollständige niederländische Mannschaft auf den Platz zu schicken, muß aus Gründen der Ineffizienz (Kluivert!) komplett abschlägig beschieden werden.
Fehlt bloß noch der Joker, und da kommt nur einer in Frage. Das Wort hat Kolumnist Kuhlbrodt: „Töfting! Töfting!! Töfting!!! Schon der Name ein Gedicht.“ Matti Lieske
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