: Molke strahlt über Bundeswehr
■ Gleisanlagen der Bundeswehr sollen Zwischenlager bilden / Übernahme der Kosten noch ungeklärt / Über Endlagerstätte keine Vorstellung / Wissenschaftler rechen mit bis zu 15 Mio. Mark Kosten für Beseitigung
Bonn (dpa) - Mit Militär–Hubschraubern haben Experten der Bundesregierung am Sonnabend und Sonntag ein geeignetes Gelände der Bundeswehr „ausgespäht“, um dort die Eisenbahnwaggons mit über 5.000 Tonnen verstrahlten Molkepulvers abzustellen. Die 252 Waggons - sie bilden zusammen eine Länge von 2,6 Kilometern - stehen gegenwärtig bei Rosenheim, Köln und Bremen. Die Gleisanlagen der Bundeswehr sollen Zwischenstation bis zur vollständigen Beseitigung des Molkepulvers sein. Der Experten–Gruppe, die mit den Hubschraubern die Bundeswehr–Gleisanlagen abflog, gehörten Vertreter mehrerer Bundesministerien an. Es gibt rund 30 Liegenschaften der Bundeswehr, zu denen Gleisanschlüsse bestehen. Für die Zwischenlagerung kommt nach Ansicht von Fachleuten nur eine Region in Süd– oder Norddeutschland in Frage. Die Mitte der BRD sei zu dicht besiedelt. Als wahrscheinlich erscheint ein Standort in Bayern. Experten sind der Ansicht, daß das verseuchte Pulver möglichst nicht umgeladen werden soll. Geprüft wird, ob die Waggons bei einer Lagerung auf Bundeswehrgelände von militärischen Wachen, vom Bundesgrenzschutz oder von der Polizei zu sichern sind. Zudem ist ungeklärt, wer die Kosten für die gesamte Aktion übernimmt. Von Wissenschaftlern wird geschätzt, daß die gefahrlose Beseitigung zwischen zehn und 15 Mio. Mark kostet. Wie die Molke beseitigt werden soll, ist nach Darstellung des Umweltministeriums noch offen. Die Sozialdemokraten haben sich gegen eine Verbrennung ausgesprochen, weil dabei Strahlung in der Asche zurückbleibe.
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