: Moldawische Militärpolizei in „Dnjestr-Republik“ eingesetzt
Moskau (afp) — Einheiten der moldawischen Militärpolizei sind gestern morgen in die russischsprachige Stadt Benderi am Westufer des Dnjestr eingedrungen. Nach Angaben des moldawischen Innenministeriums sind sie beauftragt, gegen „Verbrecherbanden“ vorzugehen. Die Moskauer Nachrichtenagentur 'Itar-Tass‘ berichtete, das Innenministerium habe die Bevölkerung aufgerufen, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen der Behörden zu folgen. Jeglicher Widerstand werde „den Gesetzen des Ausnahmezustandes entsprechend“ geahndet, berichtete 'Itar-Tass‘.
Nach Angaben des russischen Fernsehens beschoß die moldawische Polizei am Morgen in der Nähe von Benderi einen Bus und tötete vier Passagiere. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden. Ein Journalist des russischsprachigen Rundfunks der Dnjestr-Region erklärte gegenüber 'Itar-Tass‘, moldawische Einheiten hätten ihren Vorstoß gegen 11:30 Uhr begonnen und zunächst die Autobahn zwischen Benderi und der moldawischen Hauptstadt Chisinau besetzt. Benderi liegt gegenüber von Tiraspol, der „Hauptstadt“ der selbsternannten „Dnjestr-Republik“. Der Rat der von Dnjestr-Rebellen gehaltenen Stadt sei zu einer Sondersitzung zusammengetreten, hieß es weiter.
Der moldawische Präsident Mircea Snegur hatte am Samstagabend für unbestimmte Zeit den Ausnahmezustand über Moldawien verhängt und diese Maßnahme mit der Lage in der Dnjestr-Region begründet. Die Führung der russischsprachigen Minderheit der Dnjestr-Region wendet sich gegen die moldawische Unabhängigkeit und Bemühungen um eine Vereinigung mit dem Nachbarland Rumänien. Das Dnjestr-Gebiet war früher ein Teil der Ukraine, während Moldawien im wesentlichen aus Teilen von Bessarabien besteht, die 1940 von Rumänien an die Sowjetunion abgetreten wurden. Dort leben überwiegend rumänischstämmige Bewohner.
Unterdessen erklärte das rumänische Verteidigungsministerium, die rumänische Armee werde sich aus dem Konflikt in Moldawien heraushalten. Damit wolle sie auf Spekulationen über ein mögliches Eingreifen Rumäniens reagieren, verlautete am Mittwoch in Bukarest. „Die rumänische Armee hat sich nicht an derartigen Aktionen beteiligt und wird es auch nicht tun“, hieß es in einem Kommuniqué. Zwar seien demnächst in Rumänien Manöver geplant, doch handle es sich um einfache Übungen.
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