Möllemann-Tod: Wackel-Video löst Spekulation aus
Ein Mitschnitt vom tödlichen Fallschirmsprung des FDP-Politikers Möllemann hat die Selbstmord-Debatte neu entfacht: Zu sehen ist das Notsystem.

BERLIN taz/dpa Ein Amateur-Videomitschnitt vom tödlichen Fallschirmabsturz des früheren FDP-Politikers Jürgen W. Möllemann im Juni 2003 sorgt für Diskussionen. Die "Bild"-Zeitung berichtet am Freitag erstmals über die Aufnahmen, von denen bisher nur bekannt war, dass sie Teil der Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft waren.
In gewohnt reißerischer Aufmachung zieht die "Bild" aus dem Video einen anderen Schluss als die Staatsanwaltschaft: "Es muss Selbstmord gewesen sein." Auf seiner Internetseite titelt das Blatt: "Todes-Video beendet alle Spekulationen". Die Staatsanwaltschaft selbst hatte bei Abschluss der Ermittlungen im Juli 2003 offen gelassen, ob Möllemann durch einen Unfall oder Freitod ums Leben kam.
Aus dem Video eines Team-Gefährten ergeben sich laut "Bild" jedoch "klare Hinweise", dass Möllemann sich selbst das Leben nahm. Die Schlüsselszene dafür ist laut "Bild" die Reaktion von Möllemanns Fallschirmspringer-Kameraden am Schluss des Videos. Zu sehen ist der Rucksack des Toten mit dem nicht aktivierten Notsystem, das automatisch den Reserve-Fallschirm ausgelöst hätte. Die Kameraden Möllemanns diskutieren darüber, dass der FDP-Politiker vor dem Einsteigen in die Maschine auf dem Sportflugplatz Marl/Lohmühle in Nordrhein-Westfalen die gegenseitige Kontrolle dieses Notsystems ausgelassen habe, als er noch ein Glas Wasser trinken gegangen sei.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!