■ Fußballverband im Abseits: Mobilisierung nötig
In der Altherrenmannschaft des Berliner Fußballverbands läßt man keinen Fehlpaß aus: „In England wird man kritisiert, weil man den 20. April überhaupt noch kennt“, bewältigt Otto Höhne Deutsch-Vergangenes, und ein Verbandstrainer setzt noch einen drauf: „Die Bilanz gegen die Tommies“, hieß es am Samstag, sei noch immer negativ. Die intellektuelle Offensivkraft der Berliner Fußballverantwortlichen kennt offenbar noch immer keine Abseitsregelung. Auf denn zur „Schlacht gegen Engelland“, mögen sich die Alt- und Neuvorderen ermutigt fühlen, die seit geraumer Zeit zum Spiel in die „Reichshauptstadt“ mobilisieren. Und hinterher werden sich die, die „keine Hinweise“ gesehen haben, wie so oft in den vergangenen Monaten und Jahren erschrocken darüber zeigen, was alles wieder möglich ist hierzulande.
Daß die Verantwortlichen im Vorfeld von Großveranstaltungen den Kopf in den Sand stecken, ist allerdings nichts Neues in Berlin. Um so mehr ist es die Aufgabe der demokratischen Öffentlichkeit, ein Klima zu schaffen, in dem Gewalt und Ausländerfeindlichkeit keine Chance haben. Mit Lichterketten ist es freilich nicht getan. Wer einen Naziaufmarsch verhindern will, muß Präsenz zeigen, im Stadion und in der Stadt. Auch wenn es die Law-and-order-Fans nicht wahrhaben wollen: Nur durch eine derart breite Mobilisierung war es schließlich 1983 möglich, die Nazis beim Länderspiel gegen die Türkei ins Abseits laufen zu lassen. Uwe Rada
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