■ Mitleid mit Ex-SenatorInnen?: Jedem so, wie er's verdient!
Ismail Fadlemulla, 28 Jahre, Student
Eigentlich habe ich kein Mitleid mit den Senatoren, die rausgeflogen sind. Aber vielleicht nur deswegen, weil ich zur Zeit der Wahl nicht in Berlin war. Angenommen, ich wäre an ihrer Stelle, würde ich keinen Bock mehr haben, weiter Politik zu machen. Statt dessen würde ich mich mehr um Privates kümmern. Ich würde das machen, was mich interessiert, zum Beispiel meinen Hobbys nachgehen.
Bernd Kruschel, 81 Jahre, Rentner
Jedem so, wie er's verdient. Wenn sie schlecht arbeiten, fliegen sie raus. Wenn sie gut arbeiten, bleiben sie drin. Das geht doch bei jedem so. Die, die nicht mehr gewählt wurden, haben doch außerdem ihr Geld sicher. Ich muß von meiner Rente leben, und die Herren, die so große Töne spucken, kriegen mehr als ich. Ich war dreißig Jahre im Dienst, und man hat mir nur 2.000 Mark Rente zugesprochen.
Phan Trong Hai, 15 Jahre, Schüler
Ob ich Mitleid mit ihnen habe, hängt davon ab, ob sie irgend etwas Idiotisches gemacht haben. Wenn sie nur Blödsinn getrieben haben, kann man sie ruhig abservieren. Wäre ich so ein Senator, würde ich mir einfach eine neue Arbeit suchen. Was soll ich denn sonst machen, ich kann doch nicht einfach rumsitzen. Aber ich glaube nicht, daß ich dazu bestimmt bin, Senator zu werden und Politik zu machen.
Kofi, 25 Jahre, arbeitslos
Für jemanden, der neu nach Berlin gekommen ist, ist die politische Situation schon ein bißchen besorgniserregend. Nicht nur bezüglich der Senatoren, auch die Sache mit der Großen Koalition. Wenn ich rausgeflogener Senator wäre, glaube ich, finge ich an zu trinken. Ich würde mich fragen, was die Gründe sind, weswegen man mich nicht mehr gewählt hat. Vielleicht habe ich den falschen Job.
Özlem Aksoy, 20 Jahre, Abiturientin
Wieso soll ich Mitleid mit ihnen haben? Das wird schon seine Gründe haben, daß sie nicht wiedergewählt worden sind. Wenn jemand seinen Job gut macht, dann wird er auch wiedergewählt, wenn nicht, hat er halt Pech gehabt. Aber ich würde mich noch mal aufstellen lassen, diesmal allerdings mit anderen Ideen. Vielleicht würde ich mir etwas ganz anderes suchen, muß ja nicht unbedingt Politik sein.
Valerie Gunslay, 28 Jahre, Fluggastabfertigerin
Nein, ich habe kein Mitleid. Die Arbeitslosen werden immer mehr. Mir tut es nur leid, daß wir weniger Vertreter haben. Doch die ehemaligen Senatoren haben sowieso mehrere Jobs. Es ist für sie leicht, wieder einen anderen Job zu finden. Ich würde mich in der Regierung umschauen und irgendeinen anderen Posten ergreifen. Was mich betrifft, würde ich mir etwas in Richtung EU suchen.
Umfrage: Maximilian Stelzle
Fotos: Christian Schulz / Paparazzi
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen