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Mitarbeiterfirma statt Pleite

■ Teile der Computerfirma Digital, die der Konzern abstieß, florieren heute als selbständige Firma in Arbeitnehmerbesitz

München (rtr) – Klaus J. Lutz, Vorstandschef der Ditec Informationstechnologie AG, ist ein gefragter Mann. Der 37jährige Manager hat mit 1.200 Arbeitnehmern, deren Jobs eigentlich abgewickelt werden sollten, eine lebensfähige Firma im Besitz der Mitarbeiter geschmiedet.

Im Herbst 1994 sah es düster aus beim US-Computerkonzern Digital. DEC war tief in die roten Zahlen geraten und wollte daher 20.000 Stellen abbauen – allein 2.000 in Deutschland. Konzentration auf das Kerngeschäft lautete das Rezept. Die deutsche Tochter wollte Bereiche wie Software, Vertrieb, Service oder auch Training abstoßen. Die betroffenen Beschäftigten sahen sich schon auf dem Weg zum Arbeitsamt.

Doch dann fanden DEC-Management und die Gewerkschaft einen anderen Weg. Das neue Modell hieß Mitarbeitergesellschaft. Die Ditec wurde gegründet und übernahm die Bereiche, die DEC abstoßen wollte – auch ohne öffentliche Zuschüsse.

Die Ditec erhielt von dem Alt- Arbeitgebern DEC eine Starthilfe von 120 Millionen Mark. Zudem sicherte DEC der Neugründung mit Aufträgen für begrenzte Zeit ein Basisgeschäft. Und die Arbeitnehmer, die sich für ein Mitmachen bei der Ditec entschieden, brachten ihre Sozialplanansprüche als Kapitaleinlage mit ein. Die IG Metall zeigte sich offen für flexible Arbeitsregelungen.

Mit Erfolg. Nach 10 Millionen Mark Verlust im ersten Jahr will die Mitarbeiterfirma schon 1996 der Gewinnschwelle nahe kommen. Zugleich wird Geschäft und der Kundenkreis ausgeweitet. Lutz, der ehemalige Arbeitsdirektor der deutschen Digital-Tochter, hält den Fall Ditec für übertragbar. Eine Bedingung sieht Lutz: Ein ausbaufähiger Geschäftskern müsse schon gegeben sein.

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