■ Mit neuem Kunstgeld auf du und du: IWF füllt Geldspeicher
Berlin (taz) – Erstmals seit 50 Jahren scheint es den Entwicklungsländern zu gelingen, ihre Interessen im Internationalen Währungsfonds (IWF) durchzusetzen: mit dem Argument Gerechtigkeit. Zähneknirschend werden die Regierungen der Industriestaaten einer Erhöhung der Währungsreserven aller 179 IWF-Mitgliedsländer zustimmen – obwohl sie das aus ökonomischen Gründen für falsch halten.
Der Streit darum, wieviel in dem internationalen Geldspeicher in Washington liegen soll, gärt seit der Aufnahme der früheren Ostblockstaaten in den IWF. Nach den IWF-Regeln stehen allen, und damit auch den neuen Mitgliedern, Währungsreserven beim IWF zu, auf die sie im Falle von kurzfristigen staatlichen Finanzkrisen zurückgreifen können.
Die Höhe dieser für die Regierungen frei verfügbaren Reserven wird, wie auch die Stimmrechte, nach der Wirtschaftskraft festgesetzt. Der IWF teilt sodann jedem Land eine bestimmte Menge seines Kunstgeldes namens „Sonderziehungsrechte“ (SZR) zu. Das echte Geld, das hinter den SZR steht, müssen die reichen Industriestaaten aufbringen.
Um den neuen osteuropäischen Mitgliedern den ihnen zustehenden Anteil am IWF-Geld zu geben, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder das vorhandene Geld umzuverteilen, was einen Verlust für die finanzschwachen Entwicklungsländer bedeutet hätte, oder aber neue SZR zu schaffen. IWF-Chef Michel Camdessus hatte sich in der Auseinandersetzung dafür eingesetzt, den Fonds mit 36 Milliarden neuen SZR (rund 80 Mrd. DM) aufzustocken, um gleichzeitig auch den Entwicklungsländern die Währungsreserven aufzufüllen. Schließlich beklagen die armen Länder seit langem, daß sie vom IWF weniger bekommen, seit Osteuropa der internationalen Finanzinstitution beitrat.
Nach dem jetzigen Stand der Diskussion sind laut FAZ nunmehr 16 Milliarden neue SZR vorgesehen, denen auf der IWF- Jahrestagung im September in Madrid die Finanzminister und Notenbankchefs zustimmen müssen.
Am heftigsten gegen die SZR-Aufstockung hatten sich bis zuletzt die deutschen Bundesbanker gewehrt. „Tendenziell inflationstreibend“, lautete ihr Argument gegen die weltweite Schaffung von mehr Liquidität. Angesichts der geringen Summe konnte in den 25 Industrieländern aber niemand außer den Bundesbankern das Gespenst der Inflation entdecken. Donata Riedel
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