■ Mit kanadischen Holzfällern auf du und du: Bloedel wird klug
Vancouver/Berlin (dpa/taz) – Wieder ein Sieg für Greenpeace, diesmal in Kanada: Der Kahlschlag der Regenwälder am Clayoquot Sound auf Vancouver Island wird gestoppt. Nach jahrelangen – teilweise gewalttätig unterbundenen – Protesten von Umweltschützern, neben Greenpeace unter anderem dem amerikanischen Sierra Club, revidierte die Regierung der Provinz British Columbia eine Entscheidung aus dem Jahr 1993. Damals war zwar der jährlich erlaubte Holzeinschlag um ein Drittel verringert worden. Ihre brutalen Kahlschlagmethoden brauchten die Holzfäller jedoch nicht zu ändern.
Allen Ernstes hatte damals der kanadische Papierverband in einer Informationsschrift behauptet: „Kahlschlag ist nach Ansicht von professionellen Forstleuten die am besten zur Rettung und Erneuerung der meisten Arten von Wäldern in Kanada geeignete Methode des Abholzens.“ Am Clayoquot (sprich: Klakwut) Sound steht eines der letzten zusammenhängenden Regenwaldgebiete in den gemäßigten Breiten.
Der in Vancouver beheimatete Holzkonzern MacMillan Bloedel, der die Abholzungslizenz dort erhielt, versprach nun, strenge neue Abholzungsregeln am Clayoquot Sound einzuführen. Greenpeace honorierte die Entscheidungen, indem die Organisation ihren Aufruf zum weltweiten Boykott der Holz- und Papierprodukte aus British Columbia zurückzog.
Nach der Neuregelung durch die Provinzregierung dürfen nun maximal vier Hektar zusammenhängender Waldfläche abgeholzt werden, und selbst auf diesen Flächen müssen noch 15 Prozent der Bäume stehen bleiben. So soll in den Wäldern ein Schachbrettmuster entstehen aus möglichst unberührten und teilweise abgeholzten Waldflächen, die sich dann selbst regenerieren können. MacMillan Bloedel hat zudem versprochen, künftig weniger Straßen zum Abtransport der Stämme durch den Wald zu schlagen, sondern mehr mit Hubschraubern zu arbeiten.
Manager des Konzerns bezeichneten die neuen Praktiken, die auf den Clayoquot Sound beschränkt bleiben, als „experimentelles Forschungsprojekt“. Denn wirtschaftlich sei eine solche Methode keinesfalls, und Arbeitsplätze gingen dabei schließlich auch verloren. Doch vermutlich ist der Boykott, der einige große Papierhersteller und -abnehmer in den USA und Europa dazu bewog, von MacMillan Bloedel keinen Rohstoff mehr zu beziehen, für den Konzern auch nicht gerade „wirtschaftlich“ gewesen.
Skandinavische Holzkonzerne arbeiten übrigens seit einiger Zeit mit ähnlichen Methoden – ohne deswegen auf Gewinne verzichten zu müssen. lieb
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