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■ Mit grünen Computern auf du und duFalscher Umweltengel

Berlin (taz) – Grün soll der neue Computer sein, so steht es auf dem Wunschzettel. Die Eltern sind begeistert. Endlich scheint am Weihnachtstag das Gespräch über heilige Dinge nicht mehr tabu zu sein: Auf der PC-Verpackung prangt ja ein blauer Engel.

Doch das Umweltsymbol steht keineswegs für ökologische Unschuld. Zwar fressen die so ausgezeichneten Geräte weniger Strom als ihre Vorgänger, und viele Bestandteile lassen sich problemlos demontieren. In jedem Fall aber ist die Neuanschaffung eine größere Belastung für die Umwelt als der Weiterbetrieb einer alten Maschine. Das ist das Ergebnis einer Ökobilanz der Computerzeitschrift c't.

Um einen einzigen PC mit Monitor zu produzieren, werden 5.335 Kilowattstunden (kWh) Strom benötigt. Selbst ein hochbeanspruchter taz- Computer, auf dem die SäzzerInnen jeden Tag fast ununterbrochen schreiben, verbraucht weniger als 800 kWh im Jahr. Hinzu kommen 33.000 Liter Wasser und 56 Millionen Kubikmeter Luft, die bei der Herstellung eines Geräts verdreckt werden. Die Emissionen sind vielfältig und zum Teil hochgefährlich: Neben drei Tonnen Kohlendioxid werden auch Kohlenwasserstoff, Stickoxid, Staub und sogar gelegentlich krebserregende Dioxine in die Atmosphäre geblasen.

Auch in punkto Müll verdienen grüne Computer keineswegs ein Ökosiegel – selbst wenn sie gut auseinandernehmbar und zum Teil recyclebar sind. Denn bis die Maschine im Ladenregal steht, sind schon 320 Kilogramm Abfall entstanden, davon 20 Kilo Sondermüll.

Zur Zeit verwenden die Hersteller nur fünf bis sieben Prozent der Computerteile nach der Rücknahme noch einmal. Diese Quote halten Experten für ausbaufähig, wenn konsequent alle Prozessoren, Festplatten, Speicherchips, Diskettenlaufwerke, Netzteile und Schreibköpfe ein mehrfaches Comeback feiern würden. Beim Recycling hingegen entstehen häufig nur minderwertige Stoffe, so daß viele PC-Teile schließlich als Schallschutzwand an der Autobahn enden. Fünf bis zehn Prozent des Computers landen gleich auf der Deponie.

Würden alle Umweltkosten einberechnet, kostete ein PC statt 2.000 über 5.300 Mark. Nachrüstung würde sich dann finanziell lohnen, und der blaue Engel könnte zu Recht herbeischwirren. Annette Jensen

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