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■ Mit gefälschten Computern auf du und duPlacebo inside

Düsseldorf (dpa) – Über hunderttausend Käufer von Computern in Deutschland, Italien und Frankreich sind in den vergangenen Monaten beim Kauf ihrer Rechner betrogen worden. In den von ihnen gekauften PCs befinden sich nicht – wie versprochen – teure Hochleistungsspeicherchips („Cache- Chips“), sondern nur wertlose Imitate.

Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf hat die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Computerzeitschrift c't die ersten Fälle von „Placebo- Chips“ aufgedeckt hat. Hinter den Betrügereien stehen vermutlich organisierte chinesische Kriminelle aus Taiwan, die ihre „Ware“ in den letzten Monaten über unseriöse Großhändler in Europa vermarktet haben.

Die bislang bekanntgewordenenen Fälle betreffen IBM- kompatible Personalcomputer, die von kleineren Händlern nach den Wünschen der Käufer zusammengestellt werden. „Zu den betrogenen Kunden gehören auch Hochschulen und Firmen“, sagte c't-Redakteur Georg Schnurer. Markenfirmen wie IBM und Compaq oder Computerhäuser wie Escom und Vobis seien nicht in den Skandal verwickelt. Nachdem die ersten gefälschten Computerteile in Rheinland-Pfalz aufgetaucht seien, habe man nun im gesamten Bundesgebiet PCs mit „Placebo-Chips“ gefunden.

Ein bislang unbekannter taiwanesischer Exporteur lieferte die Platinen („Motherboards“), die eigentlich über sogenannte Cache-Chips verfügen sollten. Diese Cache-Chips, die im Großhandel jeweils rund 60 Mark kosten, entlasten den Hauptprozessor eines Computers und steigern beispielsweise die Leistung eines MS-DOS- kompatiblen „486er“-Rechners um 30 Prozent. In den betroffenen Maschinen sind aber nur wertlose Bausteine eingebaut, die wie Original-Cache-Chips beschriftet sind und in Taiwan offen als „Dummy-Cache“ verkauft werden.

In den vergangenen drei bis vier Monaten sollen nach den Informationen von c't jeweils 30.000 bis 40.000 PC-Boards mit den wertlosen Chips in Europa vermarktet worden sein. Als Hauptabsatzländer wurden Italien und Frankreich genannt. Der „kritischere“ deutsche Markt sei nicht so stark betroffen.

Doch ohne den Hinweis von c't hätten die wenigsten wohl gemerkt, daß ihr Rechner nicht so rechnet wie versprochen. Erst nachdem c't ein Testprogramm angeboten hatte, überprüften viele Leser ihre Computer und stellten die Placebo-Chips fest. Auch viele kleinere Händler befürchten nun größere Verluste, weil sie von dubiosen Händlern Computerteile bezogen haben.

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