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Mit ernster Miene

■ betr.: "Lenin ja, nix Dada" (Wie ein Professor nachweist, daß Lenin Dada-Gründer war), taz vom 16.11.90 (Kultur)

betr.: „Lenin ja, nix Dada“ (Wie ein Professor nachweist, daß Lenin Dada-Gründer war),

taz vom 16.11.90 (Kultur)

Der Schriftsteller G.Lichtenberg stellte in einer seiner Aphorismen im 18.Jahrhundert fest, daß, wenn es beim Zusammenprall eines Buches und eines Kopfes hohl töne, dies nicht immer Schuld des Buches sei. Jürgen Berger, Rezensent des Buches Lenin dada hat diese Aussage auch für das ausgehende 20.Jahrhundert experimentell bestätigt.

Während Noguez mit ironischer Nutzung der Wissenschaftsrituale die „These“ aufstellt, daß Lenin Dadaist war, und uns damit neben einem Lesevergnügen einen Gegenmythos beschert, der zumindest einen nützlichen Anstoß zum Überdenken des Lenin-Mythos liefert, weist Jürgen Berger mit ernster Miene nach, daß Lenin sich ganz im Gegenteil von Dada distanziert hat. Als mildernde Umstände kann man vielleicht nur anführen, daß Deutschen wegen Mangels geeigneter Anschauungsstücke das Erkennen von Ironie, Satire und tieferer Bedeutung nicht leichtfällt.

Vielleicht könnte man die Rezension als Beispiel ungewollter Satire nutzen, indem man sie erneut mit dem Vorspann abdruckt, daß es sich bei dem Buch von Noguez Lenin dada“ um eine ironisch gemeinte wissenschaftliche Fiktion handelt. Christian Geyer,

Frankfurt am Main

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