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■ Mit der Verpackung auf Du und DuTeurer Herbst

Der Grüne Punkt wird sich vom ersten Oktober an zur Ökosteuer mausern. Doch nicht die Bundesregierung hat das beschlossen, sondern der von der Wirtschaft getragene Recyclingmonopolist Duales System Deutschland (DSD). Für Unternehmen, die ihre Produkte in besonders aufwendigen oder schweren Verpackungen anbieten, wird es ein heißer Herbst: sie müssen entweder versuchen, ihren Kunden die höheren Gebühren aufzudrücken oder auf weniger umweltschädliche Verpackungen umstellen.

Der Hintergrund: Das DSD befreit den Handel von der Rücknahmepflicht für Verkaufsverpackungen, indem es die Verantwortung für das gesetzlich vorgesehene Recycling übernimmt. Dafür muß der Handel zahlen. Zur Zeit werden gleich große Verpackungen mit einer gleich hohen Gebühr belegt, obwohl die Kosten für Erfassung, Sortierung und Aufbereitung sehr unterschiedlich sind. Bald werden Gebühren nach Art des Verpackungsmaterials und auf der Basis des Verpackungsgewichts erhoben. Kunststoffverpackungen wird dann eine 16mal höhere Gebühr aufgebrummt als Glas – ein Stück Verursacherprinzip.

Am Beispiel des reformierten Grünen Punkts zeigt sich die Logik einer Umweltsteuer. Müssen die Hersteller die Recyclingkosten selbst tragen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder sie wälzen die höheren Gebühren auf die VerbraucherInnen ab und hoffen, daß ihre KundInnen den höheren Preis murrend hinnehmen. Oder sie sparen Gebühren, indem sie aufwendige Verpackungen meiden. Auf diese Weise könnten sie preiswerter anbieten.

Die neuen Gebühren wirken auf die Unternehmen wie eine kräftige „Ökosteuererhöhung“ – für 1994 werden vier Milliarden Mark an Einnahmen erwartet. So steht beispielsweise der Waschmittelhersteller Henkel vor einer Verdoppelung seiner Verpackungskosten. Wollte die Firma Henkel die Kosten einfach auf den Produktpreis abwälzen, müßte sie von einer relativ preisunempfindlichen Kundschaft ausgehen. Vieles spricht dafür, daß die VerbraucherInnen verstärkt zu billigeren, weil weniger aufwendig verpackten Produkten übergehen oder die mit geringeren Gebühren belasteten Nachfüllpackungen kaufen würden. Henkel hat bereits eine Verpackungs- Durchforstung angekündigt.

Über den Umweg Gebührenerhöhung wirkt die Ökosteuer Grüner Punkt auch auf die Produktion aufwendiger und umweltschädigender Verpackungen. Es liegt bald verstärkt in der Hand der VerbraucherInnen, ob zukünftig mehr Verpackungsmüll vermieden wird. Vom Herbst an werden Firmen mit umweltschädigenden Verpackungen zumindest für die Entsorgung aufkommen müssen. Alexander Spermann

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