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Mit der Teestube auf Du und Du„Sonst kommen die Kleinen zum Hodscha“

■ Integrationskonzept: Fachtagung debattiert Anspruch und Wirklichkeit

„Bis zu sechs Stunden täglich sitzen viele türkische Männer in den so genannten deutsch-türkischen Vereinen“, ärgerte sich der Hemelinger Sozialarbeiter Cemal Kocas bei einer Tagung, die sich gestern mit dem Bremer Integrationskonzept auseinander setzte. „Sie entziehen sich, verweigern damit die Erziehungsarbeit.“ Kocas erntete vehementen Widerspruch, gerade von den anwesenden türkischen Frauen. „Ist doch O.K., wenn die Männer in die Teestube gehen“, hält Gule Iletmis vom Dachverband ausländischer Kulturvereine (DAB) dagegen. Ein Journalist von der „Stimme“ fügt hinzu: „Die gehören einfach zur türkischen Kultur, genau wie in Griechenland.“

Zu der von Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) veranstalteten Fachtagung kamen etwa 100 meist hauptamtlich Aktive aus der MigrantInnen- und Sozialarbeit. Sie verfolgten Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion mit den ausländerpolitischen SprecherInnen der Bürgerschaftsfraktionen. Im Juli 2000 hatte der Senat die „Konzeption zur Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern im Lande Bremen“ beschlossen. Die TeilnehmerInnen debattierten, ob sie gegriffen hat. Trotz der kräftigen Worte des Hemelinger Sozialarbeiters war niemand wirklich pessimistisch.

Heidemarie Rose, Leiterin der Abteilung Junge Menschen bei der Sozialsenatorin, betonte, wie wichtig der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule für den schulischen Erfolg von Migranten-Kindern ist. Sie hob die Bedeutung des Spracherwerbs hervor. „Der scheinbar spielerische Spracherwerb der Kinder im Kindergarten täuscht darüber hinweg, dass das dadurch erreichte Niveau in der Schule oft nicht ausreicht“, argumentierte sie. Hier sei man auf Mitarbeit der Eltern angewiesen. Die bräuchten aber ihrerseits oft Hilfe. Bei Misserfolg in der Schule, so Rose weiter, würden manche Familien die Erziehungsverantwortung einfach abgeben. „Zum Beispiel an Hodschas oder Fundamentalisten“. Dem gelte es vorzubeugen.

Bei allem Integrationswohlwollen fragten mehrere Diskutanten besorgt, ob es sich nicht häufig um Absichtserklärungen der Politik handele, die von der Verwaltung nicht unbedingt umgesetzt werden. Iletmis etwa verlangte, dass mindestens fünf Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst MigrantInnen sein müssen. Auch die Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung zur Integration wurde bezweifelt. Viele RednerInnen beklagten den Wegzug von Inländern aus Stadtteilen mit stark steigendem MigrantInnen-Anteil und die damit einhergehende Ghettoisierung. „Bei einem Anteil von mehr als 40 Prozent nichtdeutscher Schulkinder stellt sich die Frage, in welche Richtung eigentlich integriert werden soll“, bemerkte Werner Willker, Referatsleiter des Sonderbereichs Interkulturelle Angelegenheiten beim Bildungssenator.

Auf Anregung von Heidemarie Rose will man sich jetzt stärker mit den „desintegrierenden Faktoren“ auseinander setzen, um der Bildung von „Parallelgesellschaften“ vorzubeugen.

Thomas Gebel

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