■ Mit der SPD auf Du und Du: Albers und Grotheer wollen die SPD führen
Am kommenden Samstag müssen die Delegierten des SPD-Landesparteitages sich zwischen zwei Bewerbern für einen neuen Landesvorsitzenden der Bremer SPD entscheiden: Detlev Albers (51), Professor für politische Wissenschaften, derzeit Schriftführer, will auf den Sprecher-Posten im Landesvorstand aufrücken. Wolfgang Grotheer (46), Richter am Landgericht, hatte als erster seinen Hut in den Ring geworfen.
Gestern stellten die beiden sich der Landespressekonferenz vor. Was sie vorhaben mit der Partei, für die auch die 30-Prozent-Marke kein sicheres Netz darstellt, war ihren Reden aber kaum zu entnehmen. „Die Bremer SPD benötigt eine Reform an Haupt und Gliedern“, sagt Albers. Er meint damit komplizierte innerorganisatorische Veränderungen, aus den bisherigen stadtbremischen „Unterbezirken“ sollen „Stadtbezirke“ werden, Ortsvereine sollen zusammengelegt werden. Inhaltlich solle eine Debatte um „Grundwerte“ der SPD organisiert werden, vergleichbar vielleicht der Grundwerte-Kommission der SPD in Bonn, in der Albers vertreten war.
Grotheer ist auch für eine Reform der SPD, aber darüber solle man nicht viel Zeit und Energie verlieren: „Die Zusammenlegung von zwei Ortsvereinen der SPD ändert die Politik im Lande Bremen nicht.“ Nur was im Konsens möglich sei, solle schnell gemacht werden, um dann an die Inhalte gehen zu können. Zur Bonner Diätenfrage hätte sich die Bremer SPD äußern sollen, Arbeitszeitverkürzung im Öffentlichen Dienst sei „für untere Lohngruppen“ nicht hinnehmbar. Einmischen solle sich die SPD als Partei, Kita-Programm, Schul- oder Straßensanierung stehe in den Koalitionsvereinbarungen. Scherf habe das Zeug zum „populären Bürgermeister“, die SPD sei aber nicht dessen „Wahlverein“.
Auch Albers möchte keinesfalls als „Intimgegner“ von Scherf gesehen werden, im Gegenteil. Daß er sich selbst als „marxistischer Sozialist“ etikettierte, sei sechs Jahre her.
Beide Kandidaten sind eigentlich für Rot-grün und sehen die große Koalition nur als „temporären Zwischenschritt“ (Albers). Wie wenig das heißt, zeigt sich derzeit in Berlin: Beide würden nicht so weit gehen wollen, der Berliner SPD zu empfehlen, die Große Koalition, die der SPD 7 Prozent als Quittung beschert hat, mit Hilfe der PDS und der Grünen zu beenden. In Berlin zumindest scheint die Lage hoffnungslos für die SPD, die schneller abnimmt als die Grünen zunehmen können. Auch im Bremer Fall stehen die beiden fest zum Koalitionsvertrag mit der CDU und zum Sanierungsprogramm. K.W.
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