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■ Mit der Plutonium-Bombe auf du und duEin besonderer Stoff

Berlin (taz) – Bei den sechs Gramm Plutonium, die in der Garage eines mutmaßlichen badischen Geldfälschers landeten, handelt es sich um Waffenplutonium vom Feinsten. Aus einigen Kilogramm davon ließe sich die Bombe basteln. Neben der Uranspielart U-235 ist Plutonium – genauer: das Isotop Pu-239 – der einzige Spaltstoff für Atombomben. Die Bombe, die 1945 Nagasaki das Inferno brachte, war ein Plutoniumsprengsatz.

Plutonium, das nicht nur radioaktive, sondern auch hochtoxische Schwermetall mit der Nummer 94 im Periodensystem der Elemente, kommt in der Natur praktisch nicht vor. Erst seit Otto Hahn und Lise Meitner 1938/39 die Kernspaltung entdeckten und die Militärs dies- und jenseits des Atlantiks unverzüglich mit der Suche nach waffenfähigen Spaltstoffen begannen, verteilt sich der ganz besondere Stoff unaufhaltsam über den Globus.

Erbrütet wird Plutonium vor allem in Natururanreaktoren, in schnellen Brütern, aber auch in den weltweit 426 kommerziellen Atomkraftwerken. Objekt der militärischen Begierde ist das spaltbare Isotop Pu-239. Es entsteht während der Kettenreaktion im Reaktor aus Uran-238, wenn dieses ein Neutron einfängt. In militärischen Reaktoren wird gezielt Pu-239 hoher Reinheit erbrütet, indem Brennelemente bereits nach wenigen Tagen oder Wochen dem Reaktor entnommen werden. Ähnlich in schnellen Brütern. Bleibt der Spaltstoff, wie in kommerziellen Atomkraftwerken, dagegen über Jahre im Reaktor, entsteht ein Cocktail spaltbarer und nichtspaltbarer Pu-Atome. Sie machen den Bau der Bombe schwieriger, aber nicht unmöglich. Voraussetzung ist in jedem Fall eine technische Vorrichtung, mit der das erzeugte Plutonium von anderen radioaktiven Spaltstoffen abgetrennt werden kann: eine Wiederaufarbeitungsanlage.

Schwierig zu handhaben ist Reaktor-Plutonium für den Bombenkonstrukteur, unter anderem weil (wenn ihm sein Leben lieb ist) mehr für die Abschirmung des Strahlenstoffs getan werden muß als bei Waffen-Plutonium und weil die störenden Pu-Isotope die Angelegenheit im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“ machen: der zur Auslösung der atomaren Kettenreaktion eingesetzte Sprengstoff kann unkontrolliert hochgehen.

Neben der Wiederaufarbeitung besteht die größte Hürde beim Bau der Pu-Bombe in der Konstruktion einer geeigneten Zündvorrichtung. Um die Kettenreaktion auszulösen, muß eine Pu-Hohlkugel durch die Zündung einer sie umgebenden Sprengstofflage zu einer „überkritischen“ Kugel verdichtet werden. Das kann noch lange nicht jeder. Glücklicherweise.

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